Essen. Nachdem die so genannte „Wasserpest“ seit Jahren im Baldeneysee wächst, sind jetzt weitere Pflanzen hinzugekommen. Wassersportvereine fürchten um ihre Zukunft.

Viele Arten von Wasserpflanzen haben sich so stark wie noch nie auf dem Baldeneysee ausgebreitet. Sportarten wie Rudern und Segeln sind kaum noch möglich. „Weite Bereiche“ des Wassers, räumt der Ruhrverband ein, „werden in den kommenden Sommermonaten nur eingeschränkt zur Verfügung stehen.“ Nachdem Anfang Juni bereits eine Jugendmeisterschaft im Rudern abgesagt werden musste, droht der Ausfall weiterer geplanter Veranstaltungen. „Wir können nur noch in kleinem Format planen“, sagt Hans-Walter Fink, Sprecher der Interessengemeinschaft Baldeney (50 Wassersportvereine rund um den See).

Der Baldeneysee wuchert zu

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    In den Vorjahren hatte der Baldeneysee häufiger mit der so genannten „Wasserpest“, der Elodea, zu kämpfen. Jetzt ist die Lage aber wesentlich dramatischer – so, dass zu befürchten steht, dass der See in den nächsten Jahren weiter zuwächst und nie wieder Wassersport so wie früher möglich sein wird. Am Mittwoch, 22. Juni, will der Ruhrverband die ansässigen Vereine informieren. Wie sich die Lage langfristig entwickelt, dazu will der Ruhrverband jedoch keine Stellung beziehen: „Das können wir nicht vorhersehen“, sagt Sprecher Markus Rüdel.

    Igelkolben, Wasserstern und Kleines Laichkraut

    Neben der „Elodea“, die im Winter immer abstirbt und somit jedes Jahr neu heranwachsen muss, haben sich in diesem Jahr erstmals massiv auch Wasserpflanzen wie Igelkolben, Wasserstern und Kleines Laichkraut angesiedelt. Sie sterben ab Herbst nicht ab, sondern bleiben im Bestand erhalten und wachsen in warmen Zeiten einfach weiter.

    Die „Elodea“ war in der Ruhr erstmals im Jahr 2002, im Baldeneysee erstmals im Jahr 2009 aufgetaucht. Mit einem Mäh-Boot kann der Ruhrverband Schneisen freischneiden. Seit Jahren werden auch Knabberfische eingesetzt. Diese Mittel sind allerdings bei den neuen Wasserpflanzen im See wirkungslos. Für die rotierenden Messer des Mäh-Bootes sind die Blätter nämlich zu weich.

    Taucher haben herausgefunden, dass auch tiefe Stellen des Baldeneysees bewachsen sind. Die Pflanzen kann man noch nicht sehen, anders als an den flachen Stellen. Es ist somit aber davon auszugehen, dass der See im Laufe des Sommers sehr weit zuwuchern wird.

    Umkippen droht nicht

    Das sieht unschön aus und stellt eine ernsthafte Bedrohung für den Wassersport am See dar, ist jedoch aus ökologischer Sicht ein gutes Zeichen: Nach dem Robbensterben in der Nordsee im Jahr 1988 wurde bundesweit die „Kommunale Abwasser-Richtlinie“ beschlossen. Deutschlandweit wurden die Klär-Anlagen verbessert. Auch die beiden Kläranlagen an der Wuppertaler Straße und an der Oberen Aue (Heisingen) wurden vor rund 15 Jahren erneuert. Folge: Das Wasser wurde klarer, das Licht scheint bis zum Boden. Das begünstigt das Wachstum der Pflanzen. Einziger Trost: Sie nehmen dem Wasser keinen Sauerstoff weg, es droht kein Umkippen des Sees.