Essen. . Viel früher als sonst im Jahr haben zahlreiche Wasserpflanzen Teile der See-Oberfläche bedeckt. Das bringt Sportveranstaltungen in Gefahr.

  • Ruhrverband glaubt, dass der warme Mai zum starken Pflanzenwuchs geführt hat
  • Pflanzen sind ökologisch unbedenklich, doch Wassersportler stöhnen
  • Wasserpest wie aus den letzten Jahren kommt noch dazu, ist noch nicht an der Oberfläche

Sie klingen wie aus dem „Kleinen Wassermann“, einem bekannten Kinderbuch von Autor Otfried Preußler. Denn sie tragen schöne Namen: „Ähriges Tausendblatt“, „Nußfrüchtiger Wasserstern“, „Flutender Hahnenfuß“ und „Stachelspitzige Glanzleuchteralge“. Naja, und natürlich die gute alte „Wasserpest“, auch wenn die sich nicht ganz so freundlich anhört.

Es geht um Wildwuchs auf dem Baldeneysee – früher als sonst im Jahresverlauf haben verschiedene Pflanzen die Oberfläche erreicht, lassen besonders die flachen Stellen im See grün schimmern.

Schlimmste Befürchtungen bei Seglern

Das sieht erstens trostlos aus und ist zweitens für den Wassersport vor Ort ein echtes Problem: „Wir müssen seit etwa einer Woche mit massiven Behinderungen leben“, berichtet Hans-Walter Fink von der Interessengemeinschaft (IG) Baldeney, der rund 50 Segel-, Kanu- und Ruderclubs angehören.

Auch interessant

Die Segelkameradschaft Scheppen (SGS) plane fürs Wochenende eine Jollen-Regatte; ob die so stattfinden kann wie geplant, sei noch offen. „Wir haben schlimmste Befürchtungen und den Eindruck, dass es dramatischer ist als in den Vorjahren“, klagt Fink. Demnächst finde eine Ruder-Regatta auf einer 2000-Meter-Strecke statt – ob die weitere Planung überhaupt sinnvoll sei, werde derzeit diskutiert.

„Wir erklären uns den starken Wuchs zu diesem frühen Zeitpunkt mit dem sehr warmen Mai“, sagt Britta Balt, Sprecherin des Ruhrverbandes. Erst im Herbst 2015 hatte der Ruhrverband neue Knabberfische ins Wasser gelassen, so genannte „Rotfedern“, sie werden vor allem gegen die „Wasserpest“ eingesetzt. Die „Elodea“, so ihr richtiger Name, kam erstmals 2009 an die Oberfläche des Baldeneysees. Andere Ruhrstauseen wie der Harkortsee in Hagen oder Kemnade in Bochum haben das Problem schon viel länger. Dann verschwand sie in Essen wieder für Jahre, ehe sie im Herbst 2015 wieder den Wassersportlern die Veranstaltungen vermieste. Mit einem Mäh-Boot, ausgeliehen aus Bochum, schnitt der Ruhrverband regelmäßig Schneisen frei und setzte Knabberfische ein zur Linderung des Problems.

Keine Gefahr, dass der See ökologisch umkippt

Doch längst ist nicht nur „Elodea“ hier zu Hause, sondern auch die anderen Wasserpflanzen mit den hübschen Namen: „Aus gewässerökologischer Sicht ist die große Vielfalt an Wasserpflanzen ein durchaus erfreulicher Indikator für den guten Zustand des Gewässers“, teilte der Ruhrverband bereits Ende August 2015 mit. Tatsächlich: „Elodea“ und die anderen können nur so gut wachsen, weil das Wasser so klar geworden ist, sodass genügend Licht bis auf den Seegrund scheint. Außerdem entziehen sie dem Wasser kein Sauerstoff, es besteht keine Gefahr, dass der See ökologisch umkippt.

Bei Pflanzen wie dem Hornkraut oder auch dem „Igelkolben“, der sich im See angesiedelt hat, macht das Mäh-Boot übrigens gar keinen Sinn: „Deren Blätter sind zu weich, die Klingen des Mähboots erfassen die Pflanzen nicht“, berichtet Britta Balt. Und die Elodea? Ist noch gar nicht an der Oberfläche. Was wir derzeit sehen, sind die anderen Pflanzen, die mit den Märchennamen. Leider sind sie komplett echt.

Die Weiße Flotte ist mit ihren Schiffen übrigens nicht betroffen: „Bei uns finden alle Fahrten wie geplant statt“, sagt Geschäftsführer Franz-Josef Ewers. „Unsere Schiffe haben genügend Vortrieb und kommen mühelos durchs Dickicht.“