Essen-Süd. . Die Seen im Stadtgarten und in anderen Grünanlagen verkommen im Frühling zur modrigen Algen-Brühe. Ein Hauptgrund ist falsch verstandene Tierliebe.

Grüne Algenteppiche haben den Teich im Stadtgarten nahezu komplett bedeckt. Es ist die unansehnliche Kehrseite des Frühlings, die sich zurzeit wieder in vielen städtischen Gewässern beobachten lässt.

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Die Ursache ist menschengemacht, wie Biologin Verena Schmidt-Eichholz von der Schule Natur im Grugapark erklärt: „Hauptgrund ist der hohe Nährstoffeintrag im Gewässer. Der wird in erster Linie durch Entenfutter und den Kot der Tiere verursacht. Durch die warmen Temperaturen der vergangenen Tage können sich die Algen dann explosionsartig entwickeln.“ Das zusätzliche Futter würde außerdem immer mehr Tiere anziehen, die in den stehenden Gewässern das Ökosystem durcheinander brächten. Andere Wasserpflanzen, die den Algen als höhere Nährstoffkonkurrenten ihre Grundlagen entziehen könnten, hätten so erst gar nicht die Chance zu wachsen, weiß Schmidt-Eichholz.

Auch den Tieren selbst werde mit Brotkrumen und Körnern, die oft massenweise im Teich landen, übrigens kein Gefallen getan. Im Gegenteil: „Vor allem trockenes Brot ist schädlich für die Vögel. Es quillt in ihren Mägen auf und kann mitunter sogar zu ihrem Tod führen“, sagt die Biologin. Die Fütterung von Wasservögeln ist auch am Margarethensee und den anderen Gewässern im Grugapark regelmäßig ein Problem. „Im vergangenen Jahr hatten auch wir eine größere Algenplage. Momentan sind die Teiche und Seen im Grugapark noch frei davon“, sagt Parksprecher Eckard Spengler.

Vögel können an Brot sterben

Gemeinsam mit dem Umweltamt habe man in der Vergangenheit bereits eindringlich vor der Fütterung der Tiere gewarnt und Flyer herausgegeben. „Der Erfolg dieser Aktion war leider gering. Immer wieder beobachten wir Menschen, die aus vermeintlicher Naturverbundenheit Enten und andere Wasservögel füttern“, sagt Spengler. Viele hätten das Gefühl, den Tieren etwas Gutes zu tun.

Dabei können sich Enten sehr wohl selbst versorgen und sind nicht auf menschliche Hilfe angewiesen, betont auch Verena Schmidt-Eichholz: „Je mehr gefüttert wird, umso größer wird die Population, die sich durch diesen Einfluss von außen nicht mehr so gut selbst regulieren kann.“ Auch andere tierische Teichbewohner haben ihren Anteil an dem ungewöhnlich hohen Nährstoffanteil im Stadtgartenteich. So tummeln sich dort mittlerweile auch Fische und Schmuckschildkröten, die als Haustiere ausgedient haben und dort ausgesetzt wurden.

In den nächsten Tagen werden Mitarbeiter von Grün und Gruga die Algen von Hand abfischen. Währenddessen dürfte sich unter ihnen am Teichboden aber bereits die nächste Nährstoffbombe zusammenbrauen.