Essen. . Böller, Bambule und Parkplatznot: Anwohner Holger Schleßmann hat sich seinen Frust über den Trubel auf dem Welterbe-Areal von der Seele geschrieben.

  • Parkplatznot, Bambule und Böller: Holger Schleßmann hat genug von Zollverein
  • Denn das Welterbe-Areal hat sich zur Veranstaltungs-Meile gemausert
  • Mit den Nebenerscheinungen müssen nun Schleßmann und seine Nachbarn leben

Am Wochenende heißt es auf Zollverein wieder: „Extra-Schicht“. Zehntausende Besucher strömen dann auf das Welterbeareal. Aber irgendwas ist ja immer los unter dem markanten Doppelbock. „In den letzten Jahren ist es immer mehr geworden“, sagt Holger Schleßmann und ist darüber – anders als die Macher auf Zollverein – alles andere als glücklich. Der 51-Jährige wohnt mit seiner Familie im Drostenbusch/Ecke Gelsenkirchener Straße gleich gegenüber vom Welterbe. Eine Adresse mit Aussicht, aus dem Fenster blickt man direkt auf den Ehrenhof.

Neulich hat Holger Schleßmann sich hingesetzt und seinen Frust von der Seele geschrieben. „Ja, ja wie schön kann es sein in unmittelbarer Nachbarschaft der Zeche Zollverein zu wohnen“, heißt es da voller Ironie. Und dann berichtet Schleßmann wie es so ist, wenn er von der Arbeit kommt und Runde um Runde um den Block drehen muss, weil auch die Seitenstraßen wieder mal zugeparkt sind. Wie er aus dem Schlaf geschreckt wird, weil drüben auf der anderen Straßenseite irgendwer in bester Feierlaune ein Feuerwerk abbrennt oder weil Jugendliche auf dem Nachhauseweg von einer Raverparty grölend und zugedröhnt durch die Straßen ziehen. Oder wie es ist, „wenn Sie am nächsten Morgen Ihr Haus verlassen und in Erbrochenes von irgendwelchen Betrunkenen treten“.

"Gewolltes Leben auf dem Gelände"

Er wolle nichts verteufeln, sagt Schleßmann im Gespräch mit der Redaktion. Er sei schließlich selbst regelmäßiger Besucher des Zechenfestes. Auch wenn es da nicht mehr so familiär zugehe wie in den ersten Jahren. Von den Verantwortlichen wünsche er sich lediglich, dass sie sich mehr kümmern um ihre unmittelbaren Nachbarn. Auch von der Politik wünsche er sich Unterstützung. „Rund um das Museum Folkwang gibt es Anwohnerparken. Warum nicht bei uns?“, fragt er. Und wenn die Polizei nach Konzerten öfter mal einen Streifenwagen vorbeischicken würde – Anwohner würden das begrüßen.

Bezirksbürgermeister Michael Zühlke sind solche Beschwerden nicht fremd. Auf Zollverein brummt es. Und längst ist das Veranstaltungsgeschäft eine feste Größe im öffentlich geförderten Budget. „Das ist gewolltes Leben auf dem Gelände“, sagt Zühlke und weiß nur zu gut, dass es eben auch eine Kehrseite der Medaille gibt. Er selbst wohnt ganz in der Nähe.

Stiftung benötigt konkrete Hinweise

Bei Gesprächen mit der Stiftung Zollverein gehe es auch immer wieder darum, wie sich Beeinträchtigungen für die Nachbarschaft vermeiden lassen. Damit bei Großveranstaltungen Besucher erst gar nicht mit dem Auto anreisen, ist im Eintrittspreis ein Ticket für Bus und Bahn enthalten. Beim Zechenfest setzt die Stiftung zusätzliche Busse ein. Und das Abbrennen von Feuerwerken bedürfe einer Genehmigung. „Wir haben das mal überprüft“, berichtet Zühlke. „Da war alles in Ordnung.“

Die Stiftung selbst genehmigt Höhenfeuerwerke nach eigenen Angaben nur in Ausnahmefällen und das nur im Bereich der Halde. Auch für alle anderen Veranstalter gilt: Erlaubt ist das Böllern ohnehin nur bis 22 Uhr. Ob es Feiernde auch später im Überschwang und ohne Erlaubnis krachen lassen, wie Schleßmann berichtet, ist damit nicht ausgeschlossen.

Um Beschwerden nachgehen zu können, bedürfe es konkreter Hinweise und das möglichst schnell, betont Stiftungs-Vorstand Jolante Noelle. Holger Schleßmann wird sie beim Wort nehmen.