Essen.. Am 31. Oktober begehen Protestanten den Reformationstag, Katholiken bereiten sich auf Allerheiligen vor und gruselige Feierbiester treffen sich zum Zombiewalk.

Schon zum neunten Mal zelebriert der Essener „Zombiewalk“ am 31. Oktober die Lust an der Gänsehaut – mit stetig wachsendem Zuspruch. „Wir erwarten dieses Jahr deutlich mehr Teilnehmer als die 2000 im vergangenen Jahr“, frohlockt Veranstalter Dirk Bußler, der auf die günstige Terminlage hinweist: Halloween fällt dieses Mal – partymäßig ideal – auf einen Samstag. Die Essener City begrüßt Untote aus ganz Deutschland, Holland und Belgien.

Im Polizeipräsidium sehen sie dem Grusel-Spektakel an Halloween mit Blick auf die Einsatzprotokolle des Vorjahres ziemlich gelassen entgegen – und frei von Gänsehaut-Feeling. „Es gab vereinzelte Eierwürfe, Passanten wurden von Verkleideten erschreckt, und einige Anrufer beschwerten sich über Ruhestörung, weil bei ihnen geklingelt wurde“, sagt ein Sprecher. Kurzum: Schabernack meistens unterhalb der Schwelle der Strafwürdigkeit. Selbst die als Clowns verkleideten Jugendlichen, die einen 54-Jährigen in Huttrop zu Tode erschreckten, begingen keine konkrete Straftat.

Die Lust, sich schrilles Make-up und gruselige Outfits zu verpassen, findet im Zombie-Walk eine immer noch recht neuartige Ausdrucksform. Das Spektakel spiegelt ein Lebensgefühl – die Sehnsucht, dem grauen Alltag zu entfliehen und in eine grelle Rolle zu schlüpfen.

Noch immer empfinden fromme Christen Halloween-Bräuche als störend – die Protestanten begehen am selben Tag den Reformationstag, die Katholiken tags darauf Allerheiligen. Aber zunehmend reagieren die Kirchen entspannter auf den Jugendkult. So wie Superintendentin Marion Greve, die selbst Mutter von zwei Kindern – 17 und 20 Jahre – ist. „Sie feiern beides: Halloween und den Reformationsgottesdienst.“ Die Kirchenfrau sieht in Halloween eine ausgelassene Party und keine Bedrohung. „Der Reformationstag wird dadurch nicht infrage gestellt“, betont Greve, „beides kann nebeneinander gelebt werden und seinen Ort haben“.

Gebet im Dom als Alternative

Nicht verdammen, sondern eine besinnliche Alternative zum kommerzialisierten Halloween-Trubel anbieten – darauf setzen die Katholiken im Essener Dom. Am Samstag, am Vorabend von Allerheiligen, laden Jugendliche und junge Erwachsene Passanten auf der Kettwiger Straße nach der Messe um 18.30 Uhr mit Domvikar Stefan Ottersbach zum Nightfever-Gebet ins Gotteshaus ein. „Dort können sie einen Moment lang die Hektik des Alltags hinter sich lassen, beten, singen, zur Ruhe kommen oder auch nur eine Kerze anzünden“, heißt es.