Essen. . Drei Grundschulen in Essen starten demnächst Fußball-AGs allein für Mädchen. Ihre künftigen Trainerinnen wurden jetzt ausgebildet.
Das Institut für Sport- und Bewegungswissenschaften der Uni Duisburg-Essen startet nach den Sommerferien an drei Grundschulen im Stadtgebiet Fußball-AGs speziell für Mädchen. Begleitet und trainiert werden sollen sie von weiblichen Jugendlichen, die dafür extra als „Coaches“ ausgebildet worden sind. Das Angebot richtet sich im Besonderen an Mädchen mit ausländischen Wurzeln. Die AGs werden gestartet an der Grundschule im Nordviertel, an der Hövelschule (Altenessen) sowie an der Schule an der Heinrich-Strunk-Straße (Altendorf).
„Mädchen mit Migrationshintergrund schaffen es fast nie in Sportvereine. Dabei wäre das für die Integration sehr wichtig“, sagt Sophie van de Sand, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut von Professor Ulf Gebken, der das Angebot bereits vor Jahren in anderen Teilen Deutschlands gestartet hat. Das Projekt mit dem Titel „Kicking Girls“ hat sich in der Bundesrepublik längst einen Namen gemacht und wird auch vom Deutschen Fußball-Bund (DFB) unterstützt. Gebken: „Fußball ist natürlich auch unter Migranten männlich dominiert.“
Ziel: Mädchen in die Fußballvereine
Doch wer als Mädchen oder Frau dort Leistung zeige, werde von den Männern ganz anders angesehen. Grundschülerinnen mit Migrationshintergrund in die Essener Fußballvereine zu bekommen, ist eins der großen Ziele des gesamten Vorhabens vor Ort. „Bei Jungen ist das leicht, bei Mädchen bislang nicht“, sagt Sophie van de Sand.
Knapp 20 weibliche Jugendliche zwischen 13 und 17 Jahren, die meisten auch aus dem Essener Norden, dürfen sich jetzt, nach einer zweitägigen Schulung, ganz offiziell „Coach“ nennen: Sie werden unter anderem in den drei neu zu gründenden Grundschul-AGs die jüngeren Mädchen anleiten. Fit gemacht wurden die neuen jungen Trainerinnen, die alle selbst gerne Fußball spielen, manche von ihnen bei der SG Schönebeck, unter anderem in Sachen Aufsichtspflicht, Erster Hilfe, Sporttheorie. Praktische Übungen mit Grundschulkindern rundeten die Qualifikation ab. „Die Vorurteile und hämischen Kommentare von Jungs gegenüber fußballspielenden Mädchen hören eigentlich nie auf“, berichten die neuen „Coaches“ am Rande der Qualifikation. „Man hat es einfach schwer, ernst genommen zu werden.“ Dabei ist für sie Fußball die schönste Sache der Welt, „ohne Team geht nichts, und was zählt, ist Leidenschaft“, sagen sie.
Warum sich Fußball grundsätzlich besonders gut dafür eignet, Kinder zu integrieren, liegt auf der Hand: „Es ist günstig, man kann es fast überall spielen, und jeder versteht die Regeln sofort“, sagt van de Sand.