Sonderschau „Mythos Krupp“ wird im Internet erlebbar. In der deutschen Museumslandschaft ist das Projekt nach Angaben der Macher bislang einmalig

Das Ruhr Museum lädt ab sofort zum virtuellen Ausstellungs-Besuch. Der „Mythos Krupp“, der zum 200. Jubiläum des Unternehmens 2012/2013 rund 100 000 Besucher aufs Welterbe Zollverein lockte und als eine der erfolgreichsten und bedeutendsten Sonderschauen gilt, kann nun im Internet besichtigt werden. Und zwar in brillanter Bildqualität, beeindruckender Detailgenauigkeit, rund um die Uhr und kostenfrei für jedermann. Die Macher sind sich sicher: mindestens in der deutschen Museumslandschaft sei das Projekt einmalig, das eine 360-Grad-Fotodokumentation in HDR-Qualität mit der Möglichkeit eines interaktiven, virtuellen und barrierefreien Rundgangs kombiniert.

Die Aufnahmen entstanden nachts im Museum

Für Theo Grütter, Direktor des Ruhr Museums, ist das Pilotprojekt ein spannender Vorstoß in eine neue virtuelle Präsenz des Hauses. Erstmalig wird damit eine Sonderschau nicht nur durch Fotos und Kataloge dokumentiert, sondern komplett archiviert und lebendig gehalten. Angestoßen wurde das technisch-ehrgeizige Projekt von dem Essener Fotografen Peter Wieler und dem Firmenpartner und Panorama-Experten André Menne, die mit ihrem Unternehmen „Reality Zoom“ bereits alle Unesco-Welterbestätten in NRW im Auftrag der NRW-Staatskanzlei virtuell erschlossen haben.

Zahlen und Daten

Das Gesamtprojekt „Ein Mythos wird besichtigt” umfasst ein Datenvolumen von mehr als 11 Gigabyte.

Ca. 50 000 Einzelbilder wurden zum virtuellen Museumsrundgang zusammengefügt.

Das Projekt ist auf www.ein-mythos-wird-besichtigt.de zu erleben.

Die Kooperation mit dem Ruhr Museum war für die beiden nicht nur lichttechnisch eine besondere Herausforderung. Um den Ausstellungs-Betrieb nicht zu stören, wurden die gesamten Aufnahmen bei Nacht gemacht. Wirklich aufwendig sei aber vor allem die Postproduktion gewesen, erklärt Menne. Für die Verarbeitung der Daten wurden zahllose Arbeitsstunden aufgebracht. Dafür ist der „Mythos Krupp“ nun für alle Zeiten festgehalten, kann in aller Welt besichtigt werden, zu jeder Tages- und Nachtzeit stehen die 49 Ausstellungs-Stationen zur Besichtigung bereit. Dank modernster Aufnahmetechnik kann sich der Besucher nach Lust und Laune durch die Ausstellungsgänge navigieren, jedes der 1500 Exponate heranzoomen und sogar die dazugehörigen Exponattexte in den Vitrinen lesen. Ergänzt wird der virtuelle Rundgang durch die Einbindung der zur Ausstellung erschienenen Audioguides und des historischen Filmmaterials in den zehn Medienstationen. So erfährt man vieles über die große Geschichte der Firma Krupp, über die spannende Familienhistorie, kann Ausstellungsstücke wie Münzstempel und Walzen, Eisenbahnschienen und Kanonen ganz genau inspizieren.

Ob der Ausstellungs-Auftritt im Netz irgendwann eine Fortsetzung findet, wird sich zeigen. Die Dauerausstellung bleibt auf Sicht ausgeschlossen. Man wolle sich auch nicht selbst kannibalisieren, erklärt Museumschef Theo Grütter.