Essen. Bilder, Dokumente, Erinnerungen: Das Historische Archiv Krupp und die Folkwang Universität zeigen gemeinsames Ausstellungs-Projekt in der Villa Hügel.

Dass das Krupp-Archiv eine wahre Schatzkammer voller Geschichten, historischer Dokumente und visueller Erzählungen ist, das hat man schon bei großen Ausstellungen wie „Krupp – Fotografien aus zwei Jahrhunderten“ und „Wirtschaft! Wunder“ gesehen. Diesmal allerdings hat sich die Krupp-Stiftung für die Beschäftigung mit der eigenen Historie um den Blick von außen bemüht. Sechs Studierende der Folkwang Universität der Künste wurden eingeladen, mit dem Historischen Archiv künstlerisch zu arbeiten. Das Projekt ist bislang einzigartig, das Ergebnis eine vielseitige Auseinandersetzung mit dem gesammelten Material zwischen Geschichte und Gegenwart. Die kleine, feine Schau wird bis Mai das Kabinett der Villa Hügel bespielen.

Früh hat man bei Krupp die Macht und Bedeutung der Bilder erkannt, seit einigen Jahrzehnten widmet man sich auch intensiv dem Bewahren, Dokumentieren und dem „zum Sprechen bringen“ der Schätze, so Krupp-Historiker Ralf Stremmel. Heute versammelt das älteste Wirtschaftsarchiv Deutschlands „zehn Regalkilometer voller Dokumente, darunter zwei Millionen Fotografien und 400 Filmrollen“, zählt Stremmel auf. Unter dem Kürzel „WA XVI“ werden die Fotografien und andere Bildmedien im Historischen Archiv aufbewahrt. Und „WA XVI“ heißt auch die Ausstellung, die den Brückenschlag „zwischen künstlerischem Anspruch und archivarischer Bestandsaufnahme“ sucht, sagt Folkwang-Professorin Elke Seeger. Ästhetische und historische Interessen sollen dabei gleichermaßen angesprochen werden.

Besondere Faszination des Firmengedächtnisses

Die Ausstellung

Die Ausstellung mit Fotografien von Studierenden der Folkwang Universität der Künste ist vom 24. November bis zum 1. Mai 2016 zu den üblichen Öffnungszeiten zu sehen: Di bis So, 10-18 Uhr. Villa Hügel, Hügel 1. Zu zahlen ist der reguläre Eintritt.

Spezielle Führungen mit anschließendem Künstlergespräch werden am 9. Dezember, 13. Januar, 17. Februar, 16. März und 13. April, jeweils 16.30 Uhr, angeboten. Die Teilnahme an den Führungen ist kostenlos. Anmeldungen unter 61 62 917.

So hat sich Nico Kleemann nach dem Archiv-Besuch auf die Suche nach „Kruppianern“ gemacht. Ihre Porträts werden in der Schau mit zu Stillleben komponierten Akten, Karten, Karteikästen kombiniert, treffen Menschen mit ihren Erinnerungen im Kopf auf das abgeheftete Firmen-Gedächtnis. Vom Familienarchiv der Familie Krupp hat sich Kirstin Kaarina Brandt für ihre stimmungsvolle, subjektiv gefärbte Videoinstallation über Margarethe Krupp inspirieren lassen. Die Stätten der einstigen Eisenerz-Gewinnung im Siegerland hat Ursula Dusch besucht und in einer Bilderserie auf den Spuren der verschwindendenden industriellen Geschichte dokumentiert. Für die Schwarzweiß-Fotografie hat sich Vladimir Unkovic bei seiner Arbeit über die Margarethenhöhe entschieden. Statt grünsatter Gartenstadt-Gemütlichkeit und heimeliger Postkarten-Idylle stellt Unkovic die klare Metzendorf-Architektur in den Mittelpunkt. Während Vanessa Arms und Anne Stoll das Archiv selber ins Zentrum ihrer fotografischen Arbeit rückten. Die teils großformatigen, gestochen scharfen, noch analog hergestellten Bilder dokumentieren die besondere Faszination dieses Firmengedächtnisses, das einerseits die Nüchternheit eines Magazines atmet, dem in seiner holzgetäfelten Verlassenheit aber auch die lange Historie eingeschrieben ist.

Und das Archiv wird weiter wachsen. Auch die ausgestellten Arbeiten werden in Zukunft Teil der Bestandsgruppe WA XVI sein.