Essen. Emschergenossenschaft betreibt aufwändiges Hochwassermanagement, kann hundertprozentige Sicherheit aber nicht garantieren. Feuerwehr hilft Hamminkeln.
- Emschergenossenschaft betreibt aufwändiges Hochwasser-Management
- Aber eine hundertprozentige Sicherheit verspricht sie nicht
- 56 Essener Feuerwehrleute eilten zum Katastropheneinsatz nach Hamminkeln
Die Katastrophenbilder aus Bayern wecken Ängste auch hierzulande. Nicht zu Unrecht. Ohne das ausgetüftelte Hochwasser-Management der Emscher-Genossenschaft würden auch in Essen ganze Stadtteile unter Wasser stehen. „Am Montag haben viele unserer Pumpwerke unter Volllast gearbeitet, so dass das Hochwasser schadlos abgeführt werden konnte“, beruhigt Sprecher Ilias Abawi.
Es sind immense Bergsenkungen, die Teile von Essen 15 Meter und mehr tiefergelegt und riesige Mulden in die Landschaft gedrückt haben. Hochwasser-Management – das ist ein filigranes Zusammenspiel von Pumpwerken, Hochwasser-Rückhaltebecken, Stauraumkanälen und unterirdischen Regenrückhaltebecken. Die Kunst, Wasser zurückzuhalten, ist eine Ewigkeitsaufgabe.
Deich geöffnet - Sachschaden verhindert
Das größte Hochwasser-Rückhaltebecken liegt am Borbecker Mühlenbach in der Jahnstraße. „Normalerweise steht der Pegel bei 25 Zentimetern, nach dem Regen hatten wir Montag 4,90 Meter“, sagt Abawi, der gleichzeitig warnt: „Eine hundertprozentige Sicherheit gibt’s nicht.“ Wie vor drei Jahren: Da schafften die Pumpwerke trotz Volllast nicht alles weg, also lief Wasser in die Vorgärten. Harmlos, trotzdem eine Warnung. Das Beruhigende am Milliarden teuren Umbau des Emschers-Systems: Es verbessert den Hochwasserschutz, weil die renaturierten Läufe dann mehr Wasser aufnehmen können.
Essen hat in den letzten Tagen Glück mit dem Wetter gehabt. Trotzdem konnten die Feuerwehrleute ihre Hände nicht in den Schoß legen. Um Hamminkeln im Kampf gegen das Hochwasser zu unterstützen, eilten 56 Essener Feuerwehrmänner Mittwoch kurz vor Mitternacht an den Niederrhein – die meisten von ihnen Freiwillige aus Borbeck, Burgaltendorf, Altenessen und Steele. „Sie haben Keller leergepumpt, Sandsäcke befüllt, Deiche gesichert“, zählt Feuerwehrsprecher Mike Filzen auf. Geistesgegenwart bewiesen die Essener, als sie mit einem Radlader einen Deich öffneten und das bedrohlich ansteigende Wasser kurzerhand in eine Wiese ablaufen ließen. „So wurde hoher Sachschaden verhindert“, sagt Filzen. Donnerstagmorgen um 10 Uhr lösten frische Einsatzkräfte die erschöpften Essener ab. Filzen: „Wer Mittwoch noch gearbeitet und dann die Nacht durchgemacht hat, war 30 Stunden auf den Beinen.“