Essen. . Tobias Huber gehört als Hornist zu den Philharmonikern. Der 29-Jährige ist privat viel in Bewegung und simuliert auch Belastungssituationen auf der Bühne.

Da soll noch mal jemand behaupten, Sport und Kultur passen nicht zusammen. Ein lebendes Gegenbeispiel zu diesem Vorurteil ist Tobias Huber. Der ist Musiker bei den Essener Philharmonikern und hält sich abseits der Arbeit mit Sport fit. Darüberhinaus hilft ihm die aktive Erholung bei stressigen Auftritten.

Tobias Huber ist einer von sieben Hornisten bei den Philharmonikern. Der 29-Jährige sitzt viel bei der Arbeit – egal ob bei den Proben oder den Auftritte an sechs Tagen in der Woche. „Da bin ich froh, dass ich mich abseits der Bühne bewegen kann“, sagt der Schweizer, dessen sportlicher Figur (1,88 Meter, 75 Kilogramm) man die Bewegung ansieht. Huber spielt Tennis („Mit Begeisterung und mit nicht so viel Talent“), er kickt Fußball in der Orchester-Mannschaft und er läuft regelmäßig – „gerne mal um den Baldeneysee oder auf den ehemaligen Bahntrassen“. Dabei geht es dem Berufsmusiker längst nicht nur um die aktivierende Bewegung seines Körpers. „Einer meiner Professoren hat mir im Studium das Laufen empfohlen, um Luft und Atmung besser zu stabilisieren.“

„Dann ist Adrenalin im Körper“

Und so läuft Tobias Huber nicht stumpf und immer wieder eine Strecke, sondern testet verschiedene Intervalle, um die unterschiedlichen Belastungen beim Spielen eines Stücks zu simulieren. „Es gibt Stücke, die spielen wir so weg. Aber es gibt auch Stücke, bei denen die Nervosität steigt. Die sind anspruchsvoll, anstrengend und eine Belastung für den Körper.“

Da helfen dem Musiker, der seit 2011 Mitglied der Essener Philharmoniker ist, Fitness und Körpergefühl, um die Balance zwischen Anspannung und Entspannung zu finden. „Adrenalin ist dann schon im Körper, der Puls geht merklich hoch. Aber dank der Erfahrungen aus den unterschiedlichen Belastungen bei den Läufen weiß ich, wie mein Körper reagiert und kann das wiederum entsprechend bei solchen schwierigen Stücken umsetzen. Das sind spürbare Parallelen zwischen dem Sport und der Musik. Das musste ich erst lernen. Aber jetzt hilft es mir sehr gut.“

Fliegender Holländer fordert sehr

Sinfonien von Anton Bruckner sind für den Musiker extrem fordernd, auch Werke von Richard Strauss und Richard Wagner. Dazu der „Fliegende Holländer“ und „Tristan und Isolde“. „Da gibt es wenig Pausen. Man spielt und spielt und spielt und presst ziemlich viel Luft durchs Horn. Danach bin ich dann richtig platt.“ Das ist auch beim „Rosenkavalier“ der Fall, der den Musiker vier Stunden lang beschäftigt. Ruhiger wird es dagegen bei „La Traviata“. „Da gibt es weniger Einsätze für Hornisten. Das ist dann auch mal schön. Immer aufpassen und die Spannung hochhalten muss ich natürlich trotzdem. Aber auch das trainiere ich immer wieder.“