Essen. . Mamadou Diallo aus Guinea hat vor vier Wochen ein Praktikum bei der Deutschen Post in Essen begonnen. „Endlich eine Arbeit“, sagt der 35-Jährige.

  • Mamadou Diallo aus Guinea hat ein Praktikum bei der Deutschen Post begonnen
  • „Endlich eine Arbeit“, sagt der 35-Jährige
  • Er hofft, bald seine Familie nachholen zu können

Für Mamadou Diallo hängt viel an seinem ersten Praktikum, das er gerade bei der Deutschen Post absolviert. Vor zweieinhalb Jahren kam der 35-Jährige aus Guinea nach Deutschland. Er floh vor Gewalt in seinem Land, vor den undemokratischen Verhältnissen, sagt er. Die ehemalige französische Kolonie und frühere Militärdiktatur in Westafrika gilt zudem als bitterarm.

Mittlerweile lebt Mamadou Diallo in einer eigenen Wohnung in Essen. Und er hat einen Aufenthaltstitel, der ihm eine Arbeitsaufnahme erlaubt. „Aber ich finde keine Arbeit“, sagt Mamadou Diallo. Ein bezahlter Job aber sei die einzige Möglichkeit, seine Familie nachzuholen. Seit zweieinhalb Jahren hat er nur telefonisch Kontakt mit seiner Frau und seinen beiden Kindern – zwölf und zehn Jahre alt. „Das ist ein sehr großer Wunsch von mir“, sagt er.

Klassische Lehre kommt nicht in Frage

Dem ist er nun mit dem sechswöchigem Praktikum bei der Deutschen Post in der Niederlassung Essen ein Stück näher. Dort sortiert er seit vier Wochen Briefe. Seine unmittelbaren Vorgesetzten sind zufrieden mit ihm: „Er macht das gut“. Bundesweit bietet die Deutsche Post rund 1000 zusätzliche Praktikumsplätze für Flüchtlinge und Asylbewerber an; zum einen aus sozialem Engagement aber auch als Möglichkeit, neue Mitarbeiter zu gewinnen. Mit den Praktika testet sie die Fähigkeiten der Asylbewerber, ihre Arbeitsmotivation, Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit. Wer sich gut schlägt, hat gute Chancen auf einen Ausbildungsplatz oder einen Job. „Ziel ist es durchaus, die Praktikanten dauerhaft einzusetzen“, sagt Post-Sprecherin Britta Töllner.

Eine klassische Lehre kommt für Mamadou Diallo wohl nicht in Frage. Dafür ist er mit 35 Jahren zu alt. Aber vielleicht eine Helfertätigkeit. In seiner Heimat arbeitete er als Verkäufer. Einen Beruf erlernt hat er nie, ein Ausbildungssystem nach deutschem Muster gibt es in Guinea ohnehin nicht. Auch mit seinen Deutschkenntnissen hapert es noch. Ein halbes Jahr lang besuchte er den üblichen Sprachkurs. Jeden Freitag drückt er nun weiter die Schulbank. Doch Mamadou Diallo weiß: Wenn er die Sprache richtig lernen will, braucht er mehr Kontakte zu Deutschen. Die Sprache allein in der Schule zu lernen, das bringe ihm wenig. Der Job, sagt er, werde ihm dabei sehr helfen.

Chance; besser Deutsch zu lernen

Darin zeigt sich das eigentliche Dilemma: Viele Unternehmen und ihre Verbände fordern zunächst möglichst gute Deutschkenntnisse von den Neuankömmlingen, doch viele lernen sie erst in einem entsprechenden sozialen Umfeld.

Mamadou Diallo würde gerne bei der Post bleiben. Die Kollegen seien nett und hilfsbereit. Noch aber ist keine Entscheidung gefallen, ob es für ihn bei der Post eine Perspektive gibt. „Ich würde gerne bleiben. Arbeiten ist besser als zu Hause zu sitzen“, sagt Mamadou Diallo am Ende des Gespräches.