Essen. . Spendertreffen am Spatzennest des Kinderschutzbundes: NRZ-Leserinnen und -Leser brachten bislang 237 467,98 Euro auf. Die Aktion läuft weiter.
Die Bodenplatte ist gegossen, die ersten Seitenmauern stehen – die neue Notaufnahme „Kleine Spatzen“ des Essener Kinderschutzbunds an der Zweigstraße nimmt sichtbar Gestalt an.
Davon konnten sich jetzt fast 40 von über 400 Spendern, die den dringend benötigten Neubau für misshandelte, missbrauchte und verwahrloste Kinder in Borbeck bislang unterstützt haben, bei einem Ortstermin selbst überzeugen. Bis zum Ende des Jahres soll die konzeptionell bislang einzigartige Einrichtung ihrer Art in der Republik fertig gestellt sein.
Die neue etwa 600 Quadratmeter große Notaufnahme mit ihrem besonderen therapeutischen und pflegerischen Angebot wird künftig zwölf Kindern vom Baby- bis zum Vorschulalter Schutz bieten können, machte Ulrich Spie im Beisein der Besucher deutlich. Der Vorsitzende des Essener Kinderschutzbunds bedankte sich bei allen Unterstützern, die mit ihrem Engagement den „neuen Standort überhaupt erst möglich gemacht haben“.
Auf 1,5 Millionen Euro beläuft sich das Kostenvolumen, eine Investition, die den Kinderschutzbund an die Grenze seiner finanziellen Möglichkeiten bringt. Exakt 532.467,98 Euro an Spenden sind bislang von Unternehmen und Privatleuten auf dem Konto des Essener Ortsvereins eingegangen. Allein über die NRZ-Aktion für den Neubau der Notaufnahme sind 237.467,98 Euro zusammengekommen. Damit haben die NRZ-Leserinnen und -Leser, die sich mit vielen großen und kleinen Spenden für das Projekt stark gemacht haben, Fantastisches geleistet. Dafür an dieser Stelle einmal mehr: Herzlichen Dank im Namen der Kinder, die unser aller Aufmerksamkeit mehr denn je benötigen.
122 Kinder aus Krisensituationen mussten im vergangenen Jahr abgelehnt werden
Die Zahlen sprechen für sich und sie sind mehr als alarmierend, betonte Ulrich Spie: Den Kinderschützern werden immer mehr Fälle von Gewalt gegen die Kleinsten bekannt. Die betroffenen Kinder werden dabei immer jünger, selbst Säuglinge müssen zunehmend häufiger vor ihren eigenen Eltern in Sicherheit gebracht werden. Dramatischere Einzelschicksale bedeuten aber auch eine längere Verweildauer in den Einrichtungen des Kinderschutzbundes, es stehen folglich weniger der eh schon knapp bemessenen Plätze für neue Notfälle zur Verfügung. 122 Kinder, bei denen die Polizei oder das Jugendamt um eine Aufnahme in den zwei Altenessener Häusern mit 20 Plätzen nachsuchten, mussten im vergangenen Jahr deshalb abgelehnt und anderweitig untergebracht werden.
Die Zahl der Inobhutnahmen hatte zuletzt in Essen einen neuen Höchststand erreicht. 573 Kinder mussten binnen eines Jahres vorübergehend, für längere Zeit, aber auch für immer aus ihren Familien genommen werden, weil ihr Wohl akut gefährdet war. 99 davon waren nicht einmal sechs Jahre alt, jedes dritte Opfer hatte das dritte Lebensjahr noch nicht erreicht, so die erschreckende Bilanz 2014.
Die aktuelle Statistik für das vergangene Jahr wird voraussichtlich im kommenden Monat veröffentlicht. Und Ulrich Spie, so traurig es auch sein mag, ist sich schon jetzt sicher: „Das neue Haus ist voll, bevor wir richtig geöffnet haben.“
Sie wollen auch spenden? So geht’s
Die neue Kindernotaufnahme soll Ende des Jahres in Betrieb gehen. Um die Pläne zu realisieren, benötigt der Kinderschutzbund weiterhin Unterstützer.
Spendenüberweisungen unter dem Stichwort „Kleine Spatzen“ sind möglich auf folgende Konten des Kinderschutzbundes:
Nationalbank AG, IBAN: DE54 3602 0030 0000 1141 11, BIC: NBAGDE3E
Sparkasse Essen, IBAN: DE70 3605 0105 0000 2907 00, BIC: SPESDE3E
Der Kinderschutzbund stellt Spendenquittungen aus.
Nähere Informationen zu der Spendenaktion und dem Bauvorhaben geben Rilana Decker vom Kinderschutzbund unter 49 55 07 55 und NRZ-Redakteur Jörg Maibaum unter 804 26 52.
Die Spendersteine und das Spenderbuch
Für die Unterstützer des neuen Spatzennests hat sich der Kinderschutzbund etwas Besonderes einfallen lassen: Wer 1000 Euro oder mehr für den rund 1,5 Millionen Euro teuren Neubau der Notaufnahme an der Zweigstraße spendet, wird mit seinem Namen auf einem von bis zu 900 Steinen in der Außenfassade verewigt.
Wer nicht so viel Geld erübrigen kann, soll aber auch nicht leer ausgehen, so Essens DKSB-Vorsitzender Ulrich Spie: „Wir wollen jeden Euro wertschätzen.“ Über die Namenssteine hinaus plant der Kinderschutzbund deshalb ein Buch mit den Namen aller Spendern, das sozusagen als Grundstein hinter einer Glasscheibe sichtbar in eine Wand des Gebäudes eingelassen wird.
Und so funktioniert das Ganze: Nach dem Eingang einer mit namentlichem Absender versehenen Spende unter dem Stichwort „Kleine Spatzen“ bekommt jeder Unterstützer einen Dankesbrief des Kinderschutzbundes samt einer Spendenbescheinigung und einem Fragebogen, auf dem er ankreuzen kann, ob er einen Eintrag ins Spenderbuch wünscht oder seinen Namen auf einem der Fassadensteine der neuen Notaufnahme wiederfinden möchte.