Essen. . Am Samstag, 20. August, wird mit Rock, Pop und Poesie revierweit der Tag der Trinkhallen gefeiert. Das charmante Hexenstübchen aus Essen ist mit dabei.

  • Am 20. August wird der 1. Tag der Trinkhallen gefeiert
  • Elf Büdchen aus Essen sind mit Pop und Poesie dabei
  • Wir besuchten das Hexenstübchen im Walpurgistal

Mit und im Büdchen an der Ecke ist Marcel Brinkämper aufgewachsen: Seine Oma hatte in Altenessen eine Trinkhalle, an der sich die Arbeiter aus dem Viertel trafen. Heute ist er 43 Jahre alt, betreibt das Hexenstübchen am Walpurgistal – und gehört zu den ausgewählten Budenbesitzern, die am 20. August am 1. Tag der Trinkhallen teilnehmen.

Ausgedacht hat sich den Tag die Ruhr Tourismus GmbH (RTG), die die Trinkhallen als „Ikonen der regionalen Identität im Ruhrgebiet“ identifiziert hat. Das ist zwar a) keine ganz neue Erkenntnis und klingt b) wie aus der Bachelorarbeit eines Volkskundlers, mündet aber c) in einer charmanten Idee: Die Buden sollen am 20. August zur Bühne werden. Etwa für ihren Besitzer, der – so schlägt es die RTG vor – „hinter dem Tresen eine Nikolausmütze trägt oder Französisch spricht“.

Marcel Brinkämper hat nichts dergleichen geplant, aber wer ihn einen Moment lang im Hexenstübchen in Rüttenscheid beobachtet, ahnt, dass ein Besuch lohnt. Brinkämper rollt gerade Bierkästen auf einer Sackkarre in den Laden, als wir eintreffen und ihn nach seiner Bewerbung für den Trinkhallen-Tag fragen. „Probieren kann man’s ja“, habe er gedacht. 15 Jahre lang hatte er eine kaufmännische Laufbahn bei einem Elektronik-Riesen gemacht und beobachtet, wie immer mehr Trinkhallen starben. „Damals träumte ich vom eigenen Kiosk.“

Als es Rationalisierungen in seinem Konzern gab, fiel Brinkämper die verwaiste Trinkhalle in seiner Nachbarschaft ein und er sattelte 2012 um. Nun ist sein Buden-Traum wahr „und harte Arbeit“. Von 7 bis 21 Uhr ist geöffnet, vorher und nachher hänge er eine Stunde dran. Wenn seine Mutter Marion nicht mit anpackte, ginge es gar nicht.

Besitzer ist froh über Stammkunden

Während ihr Sohn das Bier verstaut, plaudert sie mit einer Kundin. Dann kommen Florian (12) und sein Bruder Bastian (4). „Hallo, Flori“, sagt Brinkämper, und der Junge fragt, ob sein Buch da sei, stapelt Kleingeld auf der Theke. Nun kümmert sich Marion Brinkämper um Lars Selmaier, der seine Firma um die Ecke hat und sich freut, dass das Hexenstübchen ein Paketshop ist. „Eine Postfiliale mit solchen Öffnungszeiten finden Sie nicht.“

Umgekehrt hilft der Paketservice Marcel Brinkämper, denn allein von Zeitungen, Kaffee, Cola und bunten Tüten könnte er nicht leben. „Wir sind froh über unsere Stammkunden, und meine Nachbarn kenne ich viel besser als früher – Smalltalk gehört dazu.“ Wenn die Ruhr Toursimus GmbH sagt, die Trinkhalle sei der „Dorfplatz der Großstadt“, liefert Brinkämper den Beweis dafür. Kein Wunder, dass er zu den elf Kioskbesitzern zählt, die man aus 45 Essener Bewerbern ausgewählt hat. Einige Adressen liegen bewusst nah beieinander, damit man am 20. August zum Budenbummel aufbrechen kann. Denn die RTG hat Künstler engagiert, die Rock, Pop und Poesie bieten sollen. Im Pavillon vor dem Hexenstübchen treten dann eine Sängerin und ein Gitarrist auf. Brinkämper Büdchen wird Bühne!

Aus Essen nehmen am Trinkhallen-Tag am 20. August teil:

Bei „Mampf“-Fred, Humboldtstraße 190

  • Stephans Bude, Rüttenscheider Straße 155

  • Hexenstübchen am Walpurgistal, Walpurgisstraße 45

  • Kiosk Sven Lauer, Hedwigstraße 8

  • Zum Sporttreff, Vogelheimer Straße 232

  • Kiosk Yavavli, Vogelheimer Straße 166

  • Paulis Eck, Hospitalstraße 10

  • Kiosk am Markt, Vogelheimer Straße 3

  • Kiosk62, Rellinghauser Straße 181

  • Trinkhalle Oase, Altenessener Straße 449

  • Kiosk Bredki, Bredeneyer Straße 168.