Essen. . Günstiger Wohnraum wird knapp. Die Flüchtlingskrise verschärft das Problem. In den Fokus rücken deshalb leerstehende Wohnungen und ihre Eigentümer.
Wie lässt sich bezahlbarer Wohnraum schaffen? Bei dieser Frage, die angesichts des Zuzuges von Flüchtlingen immer drängender wird, rücken zunehmend private Immobilienbesitzer in den Fokus. So kamen jetzt auf Initiative der Ehrenamtsagentur und der CDU-Bundestagsabgeordneten Jutta Eckenbach Vertreter aus Wirtschaft, Handwerk, Verbänden und Politik zusammen, um nach Antworten zu suchen. „Die Wohnungsgesellschaften werden das Problem alleine nicht lösen“, sagt Klaus Wermker, ehemals Leiter des städtischen Büros für Stadtentwicklung und heute in der Ehrenamts-agentur aktiv.
17.000 neue Wohnungen müssten mittelfristig in Essen gebaut werden, um den wachsenden Bedarf nach bezahlbarem Wohnraum zu decken. Nicht nur für Flüchtlinge, auch für Empfänger von Sozialleistungen, für Studenten und Senioren. Diese Gruppen werden nach Expertenmeinung um Wohnraum konkurrieren. Das Problem: Es mangele an Wohnbauflächen. Gesucht werden Strategien, Wohnraum im Bestand zu entwickeln. In Frage kämen nicht nur leerstehende und sanierungsbedürftige Wohnungen, sondern auch Ladenlokale oder Büros, die keinen Nutzer mehr finden. Beispielhaft nennt Jutta Eckenbach die Krayer Straße, deren Verfall nicht zu übersehen sei.
Mietvertrag mit der Stadt abschließen
Das Ziel sei ein Netzwerk nach dem Vorbild des Essener Konsenses, dem es gelungen ist, öffentliche Projekte mit Beschäftigungsmaßnahmen für Langzeitarbeitslose zu verknüpfen. Aber: „Wir stehen ganz am Anfang“, sagt Eckenbach.
Die neue Wohnungsvermittlungsagentur unter dem Dach der städtischen GVE ist einen Schritt weiter. Sie hat ihre Arbeit aufgenommen. Mitarbeiter des Allbau und der Stadt besuchen Zeltdörfer, nehmen Kontakt auf zu Flüchtlingen und fragen bei Wohnungsgesellschaften ab, wer eine passende Wohnung anbieten kann. Zusagen für etwa 250 Wohnungen liegen laut GVE-Chef Dirk Miklikowski vor. Die Kontaktaufnahme zu privaten Immobilienbesitzern stelle sich schwieriger da. Auf Seiten der Eigentümer mangele es häufig nicht an gutem Willen, sagt Werner Weskamp, Geschäftsführer von Haus und Grund. So mancher zögere, weil er sich frage, was passiert, wenn es doch nicht passt mit den neuen Mietern.
Haus und Grund empfiehlt, zunächst einen Mietvertrag mit der Stadt abzuschließen, der nach einem Jahr in ein Mietverhältnis mit den neuen Bewohnern übergeht. Darüber und über weitere Hilfestellungen wie die Vermittlung von Handwerkern oder Übernahme der Kosten für Instandsetzungen will die Stadt gemeinsam mit der Vermittlungsagentur informieren. Voraussichtlich noch im Laufe des Mai soll eine Kampagne starten, um potenzielle Vermieter zu gewinnen.