Essen. Nicht die Arbeiterbewegung hat ihn hervorgebracht, sondern das bürgerliche, christlich-demokratische Milieu. Trotzdem kommt OB Thomas Kufen im Gewerkschaftslager bestens an.
- Kufen sagte: „Dafür braucht man kein Held zu sein, man muss einfach nur Eier haben.“
- Zur Maikundgebung des DGB kamen gut 1500 Menschen auf den Burgplatz.
- Hauptredner warnt vor dem Einzug der AfD in NRW-Landtag und Bundestag
Nicht die Arbeiterbewegung hat ihn hervorgebracht, sondern das bürgerliche, christlich-demokratische Milieu. Trotzdem kommt OB Thomas Kufen im Gewerkschaftslager bestens an. Das zeigte der warme Beifall, der dem Politiker bei seinem ersten Grußwort auf der traditionellen DGB-Kundgebung zum Maifeiertag entgegenbrandete.
Die Veranstaltung auf dem Burgplatz stand unter dem Leitmotiv „Zeit für mehr Solidarität“ – eine Reaktion auf zunehmende Fremdenfeindlichkeit und Rassismus im Alltag. Thomas Kufen hatte keine Mühe, klar Farbe zu bekennen. Solidarität müsse hart erarbeitet werden, mahnte er, und Zivilcourage könne jeder jeden Tag üben. Sodann schickte er diesen volkstümlichen Beweis seiner Redekunst hinterher: „Dafür braucht man kein Held zu sein, man muss einfach nur Eier haben.“
Maikundgebungen sind seit jeher das Hochamt der Gewerkschaften. In Essen wird es traditionell eingeläutet mit dem Demonstrationszug, der Fahnen schwenkend und mit roter Mai-Nelke vom Girardethaus zum Burgplatz zieht. „Ich bin mit der guten Beteiligung am Demonstrationszug zufrieden“, sagte Essens DGB-Chef Dieter Hillebrand.
Nicht jeder AfD-Wähler ist "ein Brauner"
Und dennoch: Die Zeiten, als 5000 Essener und mehr brav dem „Heraus-zum-1. Mai“-Aufruf des DGB folgten, sind längst vorbei. Auch gestern blieben auf dem Burgplatz etliche Bierzelt-Garnituren leer, und schon gegen eins, als die Rockband „Kuult“ so richtig aufdrehte, da falten sie an den ersten Stände schon ihre Sonnenschirme zusammen. Hillebrand schätzt die Teilnehmerzahl auf gut 1500.
1. Mai auf dem Burgplatz
Vor zwei Jahren, da hatten sie SPD-Chef Sigmar Gabriel als prominenten Hauptredner in ihrer Mitte: einen exzellenten Redner, ein echtes Zugpferd. In diesem Jahr stand mit Thomas Gauger, dem Landesvorsitzenden der Gewerkschaft Nahrung, Genuss, Gaststätten ein gestandener, aber weitgehend unbekannter Gewerkschafter auf der Bühne. Auch er wetterte gegen jene, die auf unerträgliche Weise Angst schürten und „Fremden nach dem Leben trachten“. Es müsse verhindert werden, dass die AfD in den NRW-Landtag und später in den Bundestag ziehe. Aber Gauger sagte auch: „Nicht jeder, der bei der AfD sein Kreuz gemacht hat, ist ein Brauner, sondern ein Protestwähler.“
"Lumpen statt Parker(n)"
Der NGG-Chef wetterte gegen Werkverträge in Schlachthäusern, auch in denen von Schalke-Boss Tönnies, gegen unverschämt gierig VW-Manager, er warnte vor Steueroasen, Altersarmut und einer zerfallenden Europäischen Union.
Daran, dass die Arbeitslosigkeit in Essen mit 12 Prozent deutlich über dem Landesdurchschnitt liegt, erinnerten die Essener Beschäftigten des US-Riesen Parker-Hannifin. Dieser will den Kettwiger Betrieb schließen und nach Italien verlagern. 85 Beschäftigte des Druckluftaufbereiters stünden dann auf der Straße. „Demnächst Lumpen statt Parker(n)“ stand auf dem Transparent, das eine IG Metallerin mitführte. Alleine sind sie nicht. „Der Oberbürgermeister stellt sich hinter die Parker-Mitarbeiter“, sagte Kufen.