Essen-Holsterhausen. . Der pensionierte Lehrer Gerd van Strien gibt vier jungen Pakistanern aus dem Flüchtlingsdorf an der Planckstraße Deutschstunden.

Wenn es morgens um zehn bei Gerd van Strien (65) klingelt, stehen vier junge Männer vor der Tür, die sich auf ihre nächste Deutschstunde freuen. Die Pakistaner aus dem Flüchtlingsdorf an der Planckstraße kommen viermal pro Woche für eine Stunde zu dem pensionierten Berufsschullehrer, um erste Deutschkenntnisse zu erwerben. Oft ist es ein Gemisch aus Deutsch, Englisch und der pakistanischen Sprache Urdu, wenn sich Azhar, Amir, Qasim und Ahsan verständlich machen wollen.

Gerd van Strien war 30 Jahre lang als Lehrer für Wirtschaftsfächer tätig, ging vor vier Jahren in Rente. Durch den runden Tisch Holsterhausen kamen van Strien und seine Frau, eine ehemalige Grundschullehrerin, auf die Idee, Deutschunterricht anzubieten. „Wir wollten uns im Arbeitskreis Sprache und Bildung engagieren. Meine Frau kümmert sich mehr um die Kleinen, ich betreue die jungen Erwachsenen, mit denen ich von Berufs wegen Erfahrungen habe“, sagt van Strien.

Eigentlich sei ein Deutschlehrer für einen Tag in der Woche gesucht worden, um Flüchtlinge in den Räumen der BMV-Schule zu unterrichten. „Inzwischen sind es vier Tage in der Woche, und als die Schule in den Osterferien geschlossen war, haben wir halt bei mir zu Hause weitergemacht. Dabei ist es geblieben“, berichtet der 65-Jährige, der sich seit Herbst letzten Jahres für die Flüchtlinge engagiert.

Mit Hilfe eines Flipchart schreibt van Strien die Wörter auf, lässt die Männer ablesen.. „Einer von ihnen kann ganz gut Englisch. Der muss notfalls übersetzen“, sagt er und lässt sich von den Pakistanern erzählen, was sie am Wochenende erlebt haben. Auf dem Markt und in der Moschee seien sie gewesen, hätten Kricket gespielt.

„Auf dem Rüttenscheider Markt sind wir schon zweimal gemeinsam gewesen“, sagt van Strien, dem es wichtig ist, die jungen Flüchtlinge auch ein bisschen mit ihrer Umgebung vertraut zu machen, ihnen Bäcker, Post, Buchhandlung und Co. zu zeigen. So plant der 65-Jährige mit den niederländischen Wurzeln auch eine Rundfahrt mit öffentlichen Verkehrsmitteln, um den Männern die Essener Sehenswürdigkeiten vom Baldeneysee bis Zollverein zu zeigen. Auch ein Konzertbesuch in der Philharmonie sei geplant.

Gerd van Strien empfindet die Arbeit mit den Flüchtlingen als Bereicherung für sein Leben, würde den Weg der jungen Menschen, die ihn fast täglich besuchen, gern weiter verfolgen. Ein ganz besonderes Erlebnis war für ihn ein gemeinsames Essen mit den Flüchtlingen vor einigen Tagen. „Sie haben alle Zutaten mitgebracht, Gemüse, Hühnchen, Gewürze, haben gekocht und den Tisch dekoriert. Es hat toll geschmeckt“, sagt van Strien. Jetzt überlege er, die Männer einmal zu einem typisch deutschen Gericht einzuladen.