Essen. . Essens Ex-Oberbürgermeister Reiniger mag den Ehrenring zumindest in Form eines Schmuckstücks nicht haben. Das Ende einer Tradition?

  • Essens ehemaliger Oberbürgermeister Reiniger möchte Ehrenring der Stadt so nicht haben
  • Auszeichnung würde er annehmen, das Schmuckstück selbst nicht
  • Reiniger meint, „dass so etwas nicht mehr in die heutige Zeit passt“

Er wäre Träger Nummer 10, zumindest für einen Tag. Denn wer Wolfgang Reiniger ein wenig kennt, der ahnt, dass der einstige Oberbürgermeister sich diesen Fingerreif aus glatt poliertem 750er Gold, ergänzt um einen 15 mal 19 Millimeter großen Lapislazuli-Stein und acht bis zehn Diamanten-Baguettes in Platin-Fassungen ansonsten kaum überstreifen würde.

Damit ließe sich leben, doch Reiniger mag die Auszeichnung, gedacht für „Persönlichkeiten, die sich um die Stadt Essen in besonderem Maße verdient gemacht haben“, gar nicht erst annehmen. Oder halt, die Sache liegt komplizierter: „Ich würde das als Ehre betrachten, entsprechend ausgezeichnet zu werden“, so hat es Reiniger dem amtierenden Oberbürgermeister Thomas Kufen jüngst vermittelt, als der diskret nachfragte.

Eine Art virtueller Ehrenring

Allerdings: Das Schmuckstück selbst mag er nicht haben. Mag keine Preziose von „nicht unbeträchtlichem finanziellen Wert“ übergestreift bekommen, was er weniger am bedenklichen Schuldenstand der Stadt festmacht als vielmehr an der Überzeugung, „dass so etwas nicht mehr in die heutige Zeit passt“. Eine Art virtueller Ehrenring, ja. Den Ring? Nein danke.

Tja, und nun stehen sie bei der Stadt etwas ratlos da und wollen im Amt für Ratsangelegenheiten und Repräsentation, weil das etwas Zeit verschafft, „prüfen“, was sie mit dieser Idee eines virtuellen Ehrenrings eigentlich anfangen sollen.

Sie bedeutete, da muss man sich nichts vormachen, das Ende einer 55-jährigen Tradition: Oktober 1961 war’s, als der Rat der Stadt das Ortsgesetz („Satzung“) über die Stiftung des Ehrenringes erließ, und da ist eben nicht nur von allerlei Ehre sowie einer Urkunde der Stadt die Rede und dem Umstand, dass die Erben den Ring zwar behalten aber nicht tragen dürfen. Festgehalten ist in einer Anlage auch exakt, wie er auszusehen hat und welches Material zu verwenden sei. Reiniger selbst hat seinem Vorvorgänger Peter Reuschenbach die Auszeichnung 2003 überreicht, das letzte Exemplar bekam Alt-Oberbürgermeisterin Annette Jäger 2011 von Reinhard Paß verliehen. Das kostete damals 8.985 Euro, kein Pappenstiel, sicher, aber auch keine Summe, die einem den Atem raubt.

Einstieg in konstruktive Überlegungen

Dennoch umschifft Reiniger auf diese Weise geschickt die Tatsache, dass einige Kleinparteien in der Politik im Ältestenrat schon krittelten, gerade in seiner Amtszeit sei ja die Verschuldung der Stadt exorbitant gestiegen. Das ist zwar nur ein Teil der Wahrheit, eignet sich aber bestens zur politischen Profilierung, wenn es denn zur Verleihung käme.

Mit der Frage, wie man sich denn die Verleihung eines „virtuellen“ Ehrenrings im Detail vorzustellen habe, muss man Reiniger in diesen Tagen nicht kommen. Darüber nachzudenken, das sei ja jetzt „nicht mein Part“, sagt er dann. Aber immerhin, der „Einstieg in konstruktive Überlegungen“ sei gemacht. Man prüft, wie gesagt

Einfacher verhält es sich da schon mit den Ehrenplaketten, die am 5. Juli 19 Bürgern für ihre „besonderen“ Verdienste um die Stadt verliehen werden. Nichts Virtuelles, sondern wie gehabt eine verkleinerte Wiederausgabe des alten großen Essener Stadtsiegels. Allerdings nur noch aus 333er Gold. Ist billiger.

Sie sollen die Ehrenplakette erhalten

Die aktiven und ehemaligen Ratsmitglieder Susanne Asche, Siegfried Brandenburg, Karla Brennecke-Roos, Bernd Flügel, Guntmar Kipphardt, Uwe Kutzner, Rainer Marschan (SPD-Fraktionschef), Manfred Reimer, Norbert Schick, Hans-Peter Schöneweiß (FDP-Fraktionschef), Barbara Soloch, Hanns-Jürgen Spieß, Michael Stelzer

Dazu Peter Valerius (Bezirksbürgermeister BV I), Johannes Brackmann (Kulturbeirat), Karl-Horst Junge (Diakoniepfarrer i.R.), Günter Koschany (Großstadt für Kinder), Wulf Mämpel (Freundeskreises Theater und Philharmonie), Kathrin Richter (ProAsyl)