Essen. Das städtische Wohnungsunternehmen Allbau verkauft all seine 139 Wohnungen im Hörsterfeld. Die Mietergemeinschaft ist besorgt über den Weggang.
- Das Wohnungsunternehmen verkauft 139 Wohnungen im Hörsterfeld
- Die Mietergemeinschaft ist besorgt
- Für sie ist der städtische Vermieter ein wichtiger Stabilisator im Viertel
Bis heute hat die in den 70er Jahren hochgezogene Trabantenstadt Hörsterfeld am Ostrand der Stadt keinen guten Ruf. Seit die Stadt in den Achtziger Jahren begann, dort viele Sozialfälle unterzubringen, gilt die Hochhaussiedlung im Stadtteil Horst gar als Problemviertel. Umso besorgter sind Mieterschützer nun, dass sich ausgerechnet das städtische Wohnungsunternehmen Allbau AG komplett aus dem Hörsterfeld verabschiedet.
Zum 1. Mai verkauft der Allbau seine 139 Wohnungen im Bonhoeffer Weg 15 bis 29. Käufer der Häuser ist die Deutsche Zinshaus in Frankfurt, die für das Geschäft die DZ Portfolio Essen GmbH gegründet hat.
Siw Mammitzsch, Geschäftsführerin der Mietergemeinschaft, bedauert den Schritt: Das städtische Wohnungsunternehmen sei ein wichtiger weil stabilisierender Faktor im Quartier gewesen. Neben vielen sozialen Projekten zeichnete sich der Allbau durch eine enge Mieterbetreuung aus. In einem Beitrag aus dem Jahr 2007 schrieb sich der Allbau diese Rolle auch selbst zu. Darin hieß es, dass gerade im Hörsterfeld das Bewusstsein für soziale Verantwortung besonders wichtig sei. „Die Verbesserung der Lebensbedingungen benötigt hier... eine auf Dauer angelegte, integrative Quartierspolitik.“ Sinngemäß bezeichnete sich der Allbau als Garant dafür.
"Ein Signal der Sicherheit"
Nun aber spielt der Allbau seinen Einfluss herunter. Der Verkauf sei eine „strategische Entscheidung“ gewesen. Das Unternehmen denke stärker quartiersbezogen, sagt Allbau-Prokurist Samuel Serifi. Das heißt, „wir stecken unsere Kraft vor allem dort hinein, wo wir Platzhirsch sind.“ Mit 139 Wohnungen im Hörsterfeld gehöre der Allbau aber nicht zu den großen Akteuren, um das Quartier nach vorn bringen zu können.
Der neue Investor ist in Essen noch ein unbeschriebenes Blatt. Serifi sichert zu, dass der Allbau generell an Investoren verkaufe, die ein nachhaltiges Geschäftsmodell haben. Dennoch schloss das Unternehmen mit seinen Mietern vor dem Verkauf einen Nachtrag zum Mietvertrag ab, um ihnen „ein Signal der Sicherheit zu geben“, wie Serifi betont. Unter anderem sind Mieter über 60 vor Kündigungen geschützt, bzw. schließt der neue Vermieter Mieterhöhungen wegen „Luxussanierungen“ aus.
"Völlig offen, was mit dem Stadtteil passiert"
Siw Mammitzsch beruhigt das nicht vollends. Der neue Investor, die Deutsche Zinshaus, schreibt in ihrem allgemeinen Ankaufprofil, dass sie sich für Objekte interessiert, die sechs Prozent und mehr Rendite abwerfen. „Das Unternehmen scheint auf eine ordentliche Rendite abzuzielen. So etwas wird immer auf dem Rücken der Mieter ausgetragen“, meint Mammitzsch.
Bei den verkauften Wohnungen handelt es sich allerdings ausnahmslos um Sozialwohnungen. Eine Mieterhöhung ist bei ihnen entsprechend schwerer umzusetzen. Laut Serifi fallen die Noch-Allbau-Wohnungen im Hörsterfeld erst in über 20 Jahren aus der Sozialbindung, es sei denn, der neue Eigentümer löst die Bindung durch vorzeitige Rückzahlung eher auf. Aber auch dann gebe es eine zehnjährige Nachwirkung.
Der Allbau gilt als einer der wenigen Vermieter, die sich um ihren Bestand im Hörsterfeld bemüht haben. Die Mieterschützer sind deshalb gespannt, was der Rückzug des Allbau bewirken wird: „Es ist nun völlig offen, was mit dem Stadtteil passiert“, sagt Mammitzsch.