Essen-Steele. . Die Mariannenbahn in Horst fiel einst der Stadtteilerneuerung zum Opfer. Das alte Straßenschild blieb erhalten. Heute findet sich der Name andernorts
Knapp 50 Jahre ist es nun schon her, dass die Mariannenbahn in Horst – zumindest vorübergehend – von der Essener Straßenkarte getilgt wurde. Es war die Zeit um das Jahr 1970 herum, als die mehr und mehr um sich greifende Stadtteilerneuerung dafür sorgte, dass Altbekanntes erst aus den Augen und später auch aus dem Gedächtnis der Menschen verschwand. Doch ein kleines Stück Nostalgie sollte erhalten bleiben.
Hans Hubert Sauer, ein gebürtiger Rüttenscheider, der jedoch zeit seines Lebens in Horst wohnte, hatte sich beizeiten aufgemacht, um zumindest das alte Straßenschild der Mariannenbahn vor dem Abrisshammer zu retten. Just, als die Bauphase rund um das „Hörsterfeld“ begann. All die Jahre überdauerte das gute Stück an der Wand im Kellergang seines Hauses, wo es Jürgen Sauer nach dem Tod seines Vaters entdeckte: „Mein Vater lebte seit seiner Geburt im Jahr 1923 in Horst. Erst ‘In der Lake’ und später, ab 1957, in seinem Haus am Gattfeld.“
Der Senior sei schon immer sehr heimatverbunden gewesen „und irgendwie habe ich wohl die Gene meines Erzeugers geerbt“, sagt Sauer. Als nun sein Vater hochbetagt im Alter von knapp 92 Jahren starb, da machte sich sein Sohn auf den Weg zum Steeler Archiv. „Ich wusste, dass mein Vater Kontakt zum 2. Vorsitzenden Harald Vogelsang pflegte und dort schon seine Erinnerungen preisgegeben hatte.“
Als Jürgen Sauer, der seit 1980 in Witten wohnt, aber nie den Kontakt zur alten Heimat verlor, vor der Tür des Archivs am Hünninghausenweg stand, da hatte er ein stattliches Paket unter dem Arm: Nicht nur das alte Straßenschild der Mariannenbahn, sondern auch das der Straßen In der Lake und der Ruhrau. „Diese hat sich mein Vater wohl aus reiner Sentimentalität gesichert“, glaubt sein Sohn.
Harald Vogelsang ist begeistert: „Solche Schilder werden heute gar nicht mehr hergestellt“, schwärmt er. „Heute wird so etwas im Siebdruck gemacht und nicht mehr so aufwändig in Emaille. Aber damals galt eben noch: Einmal teuer investieren, aber das hält dann ewig, wie sich nun wieder gezeigt hat.“
Die Mariannenbahn hat es Vogelsang besonders angetan, „weil dieser Straßenname durch die Neugestaltung auf Jahrzehnte verschwunden war“. Erst vor rund zwei Jahren erlebte die Mariannenbahn ihre Wiederauferstehung – am Neubaugebiet der Ruhrterrassen, etwa zwei Kilometer von ihrem Ursprungsort entfernt.
Das Neubaugebiet in Horst wird von fünf neuen Straßen erschlossen. An deren Namensfindung trägt das Steeler Archiv entscheidenden Anteil. Vogelsang: „Weil bei der Bezeichnung von Straßen besonderer Wert auf die Ortsgeschichte gelegt werden soll, bat uns damals die zuständige Bezirksvertretung VII darum, passende Namen zu finden.“ Die Mariannenbahn erinnert an die Pferdewagenverbindung zwischen Steele und der Wattenscheider Zeche „Anna Maria“. Ihr Weg führte am Areal der heutigen Siedlung vorbei.