Essen. Der Straßen-Wahlkampf läuft super, sagen CDU und SPD. So ein Satz erstaunt fünf Tage vor der Kommunalwahl wenig. Doch deutlicher als erwartet zeigt sich: Bürger sprechen Themen vor Ort an - nicht die große Bundespolitik.

Hans-Peter Huch, der Vorsitzende des CDU-Ortsverbands Rüttenscheid, steht am Montagmittag mit seinen Leuten auf der Rüttenscheider Straße, Ecke Florastraße, verteilt werden Zettel, Broschüren, Kugelschreiber, und für Kinder gibt es Windspiele. In jeder Woche haben sie jetzt hier gestanden, hier und an anderen belebten Ecken im Stadtteil. Am Samstag kommt zum Finale noch mal der Oberbürgermeister-Kandidat Britz persönlich vorbei, kündigt Huch an.

Huch (CDU): Wir kriegen viel Zuspruch

„Wir kriegen viel Zuspruch”, versichert Huch. Das Haupt-Thema hier in Rüttenscheid: „Natürlich der Grugapark.” Immer noch – obwohl das Thema längst vom Tisch ist. Im Frühjahr 2008 entstand erhebliche Unruhe, als bekannt wurde, dass die Messe ihre Hallen erweitern will – 33 Meter wollte die Messe ins Grün hinein. Ein Aufschrei der Empörung ging durch die Stadt, nicht nur bei Öko-Aktivististen, sondern auch bei den Bürgerlichen. Huch sagt jetzt mit Nachdruck: „Eine Erweiterung auf Kosten des Grugaparks wird es nicht geben.” Trotzdem sei eine „Optimierung” der Messe notwendig, es gebe Studien, die zeigten, es gehe auch ohne Expansion in die Fläche.

Ansonsten: „Sauberkeit ist ein Thema. Dass es jetzt Parkwächter gibt, kommt gut an.”

Dass Ratsherr Huch auch mit Kritik an Berlin konfrontiert wird, komme vor – aber nur gelegentlich: „Sicher, da sagt schon mal jemand was zu den Renten.” Er verspricht: Alles werde weitergeleitet. Und zieht Block und Kuli aus der Brusttasche. Wer will, kann seinen Namen hinterlassen. „Wir kümmern uns. ”

Ortswechsel: Ganz im Osten der Stadt, am Krayer Wackenberg, stehen gestern Nachmittag die beiden SPD-Männer Manfred Tepperis und Gerd Hampel vor einer Haustür und klingeln. Tepperis, Vorsitzender der SPD Kray, will wieder in den Rat. Hampel will in die Bezirksvertretung VII einziehen, das Stadtteilparlament.

Ein Mann macht auf: „Ja?” Die SPD-Männer stellen sich kurz vor, überreichen ein Bierglas mit SPD-Aufdruck, darin ein Zettel mit Partei-Infos drauf, dazu noch ein paar Broschüren, und dann der wichtige Satz: „Wir freuen uns, wenn Sie uns und unseren OB-Kandidaten Reinhard Paß am kommenden Sonntag unterstützen.” – Der Mann in der Tür sagt „Ja”, nimmt das Glas und zieht zu. Man weiß nicht so richtig, ob das jetzt eine gute oder schlechte Reaktion war.

Tepperis (SPD): Wir kümmern uns

Insgesamt 50 000 Hausbesuche will die Essener SPD bis zum Sonntag absolviert haben, die CDU verfolgt die Strategie des Häuserwahlkampfs ebenfalls. „Dass einem die Tür vor der Nase zugeschlagen wird”, sagt Manfred Tepperis, „kommt nur ganz selten vor.” Auch er hat die Erfahrung gemacht: Es sind die Themen vor Ort, die die Leute bewegen. „Ein Teil des Krayer Volksparks wird nicht mehr richtig sauber gemacht, der Teich stinkt”, berichtet Tepperis. Oder die geplante Schließung des Bads am Südpark. Oder fehlende Tempo-30-Schilder. „Wir kümmern uns”, verspricht Tepperis. „Auf den Zetteln stehen unsere Telefonnummern. Wenn es hier Probleme gibt, versuchen wir, sie auf dem politischen Weg zu lösen”, sagt Tepperis einer Frau in einem Mietshaus. „Soso”, sagt die Frau, nimmt das Bierglas, dann verfliegt ihr skeptischer Blick: „Das ist gut zu wissen. Probleme gibt es hier nämlich genug.”