Essen. . Die Essener Wirtschaftsförderung startet eine Markterkundung, um zu erkennen, wo die Datenautobahn stockt. Und wo der Breitband-Ausbau gefördert werden muss.

  • Die Wirtschaftsförderung startet eine Markterkundung
  • Sie will erfahren, wo die Datenautobahn in Essen stockt
  • Und wo der Breitband-Ausbau gefördert werden muss

Wo ist Essen noch vom schnellen Internet abgeschnitten? Dieser Frage geht die städtische Wirtschaftsförderung jetzt erstmals gezielt und systematisch nach. Sie hat vor wenigen Tagen ein so genanntes Markterkundungsverfahren gestartet, mit dessen Hilfe sie die Ecken der Langsamkeit in der Stadt erkunden will. Markterkundungsverfahren heißt nichts anderes: Die Telekommunikationsanbieter müssen der Stadt mitteilen, wo sie in den nächsten drei Jahren in den Aus- bzw- Aufbau der schnellen Datenautobahn investieren wollen – und zwar ohne Fördermittel. Die Lücken, die sich aus der Befragung ergeben, würden im Umkehrschluss bedeuten: Hier lohnt sich ein wirtschaftlicher Ausbau für die Telekommunikationsfirmen offenbar eher nicht.

„Ein solches Markterkundungsverfahren ist notwendig, um Fördermittel zu erhalten“, sagt Peter Schumacher von der Wirtschaftsförderung, der gleichzeitig kommissarischer Breitbandbeauftragter der Stadt ist. Denn ohne staatliche Hilfen für den Ausbau, würde es dann nicht gelingen, Essen vollständig ans schnelle Internet anzuschließen und somit das politische Ziel der Landesregierung zu erfüllen. Bis 2018 sollen nach ihrem Willen alle Haushalte einen Internetanschluss mit einer Geschwindigkeit von mindestens 50 Mbit/s erhalten.

Essen ist von dieser Maßgabe im Moment noch um einiges entfernt. Laut dem Breitbandatlas der Landesregierung, der sich auf Daten aus 2015 stützt, können knapp 86 Prozent der Essener Haushalte mit dieser Geschwindigkeit surfen. Zumindest lässt dies ihr Anschluss theoretisch zu. Damit hat sich in Essen aber schon einiges getan. Denn ein Jahr zuvor betrug die Quote in Essen noch knapp 78 Prozent.

Große Unterschiede in Essen

Wo es noch Lücken im Stadtgebiet gibt, dazu kann Peter Schumacher keine pauschale Aussage treffen. Außer: „In der Stadtmitte sieht es gut aus“, sagt er. Ansonsten könne der Status des Breitband-Ausbaus von Straße zu Straße unterschiedlich sein. Wie bei Andre Stempel beispielsweise, der in der Kleinen Rahmstraße in Altenessen/Stoppenberg wohnt. Er berichtet, dass seine Nachbarn auf der anderen Straßenseite über VDSL verfügen, sein Anschluss jedoch gerade mal sechs Mbit pro Sekunde erreicht.

Karte Essen Breitbandabdeckung2016.jpg

Schumacher kennt viele solche Fälle. Er ruft sogar auf, sich bei ihm zu melden, um weitere Erfahrungen zu sammeln. Betroffenen versucht er auch zu helfen und hat schon in einige Male direkt Kontakt zu den Telekommunikationsanbietern aufgenommen. Manches Anliegen kann schnell geklärt werden, für andere Fälle gibt es keine schnelle Lösung. Den Ärger kann Schumacher dann durchaus verstehen, wenn es mit der Anbindung ans schnelle Internet nicht klappt. Er berichtet von einer Familie, die im Norden in ein Einfamilienhaus investiert hat und nun erfahren musste, dass dort im Moment kein Breitband-Ausbau vorgesehen ist. Das Markterkundungsverfahren könnte nun der erste Schritt sein, dass auch diese Haushalte in Zukunft eine Auffahrt auf die schnelle Datenautobahn erhalten.

Markterkundungsverfahren gilt nicht nur für den privaten Bereich.

Das Markterkundungsverfahren gilt übrigens nicht nur für den privaten Bereich. Auch die Versorgung der Gewerbegebiete wird dabei mitabgefragt. Schließlich ist die Versorgung der Wirtschaft mit schnellem Internet ebenfalls einer der Schwerpunkte der rot-grünen Landesregierung.

Peter Schumacher wird allerdings in der nächsten Woche seine Aufgabe als kommissarischer Breitbandbeauftragter wieder abgeben. Am 11. April wird die Stelle dann offiziell besetzt, wie vom Stadtrat im Herbst 2015 beschlossen. Der Neue kommt dann vom ESH Essener Systemhaus.