Essen. . Polizei hatte die Lage im Südviertel mit einem Großaufgebot im Griff: nur fünf Festnahmen. Gerüchte um wöchentliche „Pegida“-Demos nicht bestätigt.
- Rund 800 Bürger stellten sich den etwa 100 Teilnehmern der NPD-Demo entgegen
- Polizei hatte die Lage im Südviertel mit einem Großaufgebot im Griff
- Es gab fünf Festnahmen
Von wegen „einmal Deutschland und zurück“. Dafür reichte es noch lange nicht. Nach nur drei Stunden des gut behüteten Anwanderns gegen die angebliche Asylflut und Islamisierung hatte das Häuflein der knapp 100 Rechtsextremisten schon genug: Bis 20 Uhr hatten sie in Essen protestieren wollen. Doch bereits gegen 17 Uhr am Samstag rollten die NPD-Anhänger ihre Fahnen wieder ein und strichen die Segel, während rund 800 Gegendemonstranten, die dem Aufruf des Bündnisses „Essen stellt sich quer“ ins sonnige Südviertel gefolgt waren, überlaut und gut gelaunt einen gefühlten Etappensieg gegen die ewig gestrigen Botschaften feierten.
Polizei: Linker Aktivist griff Versammlungsleiter der NPD an
Danach war auch der Polizei ein wenig zumute. Schließlich hatte man behördlicherseits keine Mühen gescheut, der NPD und den Antifaschisten möglichst kommode Aktionen frei von Störungen des jeweils anderen Lagers zu ermöglichen: Einsatzhundertschaften und Zivilkräfte, Hundeführer und Reiterstaffel hatten die Lage innerhalb der aufwändigen Absperrungen bis zum Schluss so souverän im Griff, dass weder die für den Fall der Fälle bereit gestellten Wasserwerfer zum Einsatz kamen, noch die Blockadeaktionen linksautonomer Aktivisten von irgendeinem Erfolg gekrönt waren. Am Ende wurden nicht mehr als fünf Demonstranten vorübergehend aus dem Verkehr gezogen. Hauptsächlich wegen Rauschgiftdelikten, wie Polizeisprecher Ulrich Faßbender sagte, und einer wegen eines körperlichen Angriffs auf den Versammlungsleiter der NPD. Der 34-jährige aus dem linken Spektrum wurde festgenommen, sein Gegenüber blieb unverletzt. Polizeichef Detlef Köbbel meinte zufrieden: „Beabsichtigte Störungen konnten wir im Ansatz verhindern. Unser Konzept ist aufgegangen.“
Unser auch, dürfte Max Adelmann für sich reklamieren. Natürlich sei es bedauerlich, dass es der NPD gelungen ist, durch die Stadt zu marschieren, sagte der Sprecher des Bündnisses „Essen stellt sich quer“ am Tag nach der Demonstration mit einer „überdurchschnittlich hohen Zahl“ von Unterstützern, die ihren Protest „klar und deutlich“ auf die Straße getragen haben – „wenn auch nicht ganz in der Nähe der NPD, wie wir uns das vorgestellt haben“. Das habe die Polizei verhindert. Klar und deutlich seien auch die Worte des Oberbürgermeisters bei der Auftaktkundgebung gewesen: „Ein NPD-Auftritt in Essen darf nicht unkommentiert bleiben, deshalb bin ich als Oberbürgermeister gekommen“, sagte Thomas Kufen: „Essen ist nicht braun, sondern bunt.“
Einfache Botschaften verfangen – gerade bei der NPD: Die hat auf Essen offenbar keine Lust mehr und kündigte nach ihrem Aufmarsch an, am 1. Mai nach drei Jahren zur Abwechslung mal Bochum heimsuchen zu wollen.
Wo die Einen das Feld räumen, könnten Andere nachrücken: Auf einer „Pegida“-Demo am Samstag in Mönchengladbach soll ein Essener Redner angekündigt haben, ab 13. April wöchentliche Demonstrationen der „besorgten“ Bürger in Essen abhalten zu wollen, berichtete Max Adelmann. Der Polizei waren derlei Absichten zumindest bis gestern noch nicht bekannt.