Essen. . Sozialdezernent Peter Renzel sieht im Türkei-Deal „eine Wende, aber nicht die Lösung“. Täglich kommen weitere Flüchtlinge. Sportbund schlägt Alarm, um Turnhallen zu schonen.
- Sozialdezernent sieht im Türkei-Deal „eine Wende, aber nicht die Lösung“
- Täglich kommen immer noch weitere Flüchtlinge nach Essen
- Sportbund schlägt Alarm, um Turnhallen zu schonen
Sie kommen, als wäre da zwischen Brüssel und Idomeni nichts passiert: 25 am vergangenen Freitag, 60 am heutigen Montag, und so wird das vorerst weitergehen, Peter Renzel weiß das genau.
Ob der Türkei-Deal der EU tatsächlich eine „Wende“ in der Flüchtlingskrise markiert, wie der Bundesinnenminister sagt? „Eine Wende, ja“, glaubt der Sozialdezernent, ein Erfolg, ohne Frage, „aber sicher noch nicht die Lösung. Keiner kann sich zurücklehnen und sagen: Das war’s.“
Stadt lässt Eignung von großen Sporthallen überprüfen
Überhaupt, dass sich das Krisenthema Asyl über kurz oder lang in Wohlgefallen auflöst – „ich zweifle noch daran“, sagt Renzel, der die Ratsbeschlüsse für neue Unterkünfte „nach wie vor richtig“ findet, der allerdings auch schon mal größere Unterbringungsnöte hatte.
Denn die drei letzten Zeltdörfer stehen parat: Jenes an der Vaestestraße in Burgaltendorf läuft gerade voll, nach Ostern folgt das Camp an der Hamburger Straße in Frohnhausen, im Mai das an der Levinstraße in Dellwig. Dazu übernimmt die Stadt vom Land ein Asyl an der Barkhovenallee in Heidhausen: Mit Ach und Krach, so Renzel „kommen wir bis Juni klar.“
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Das wird vor allem die Sportler zwischen Karnap und Kettwig freuen, denn die sind in heller Aufregung, seit städtische Mitarbeiter stadtweit große Dreifach-Sporthallen auf ihre Eignung als Flüchtlings-Unterkünfte überprüfen. Und zwar unangemeldet. Ein solches Vorgehen, klagt der Essener Sportbund (Espo) in einem Brief an Oberbürgermeister Thomas Kufen, sei „nicht dazu geeignet, Vertrauen oder Verständnis, weder bei den Sportvereinen noch bei uns herzustellen.“
Espo kritisiert Standards der Stadt Essen
In der Tat gibt es Pläne, notfalls mehr als ein Dutzend Groß-Sporthallen für bis zu 2500 Flüchtlinge in Beschlag zu nehmen. An einigen Standorten künden vor der Tür blaue Übersee-Container voller Ausrüstung von diesen Überlegungen. Ob man sie braucht, ist völlig offen. Wenn, dann drohen große Verwerfungen, fürchtet der Espo: Wettkampf-, Liga- und Vereinsbetrieb kämen größtenteils zum Erliegen, das nicht mehr vermittelbar.
Zugleich richtet der Espo auch hörbare Kritik gegen die Stadt, die an allzu hohen Standards festhalte und Asyl-Vorschläge wie das alte Hauptbad oder das ehemalige Katastrophenschutzzentrum an der Seumannstraße verwarf: „Egal, welches Gebäude wir genannt haben, es gab immer Gründe, diese wegen fehlender Eignung abzulehnen.“ Wer aber den Krisenmodus verlassen wolle, müsse auch solche pragmatischen Lösungen verfolgen, „die nicht die soziale Ausgewogenheit in Gefahr bringen.“