Essen. . Das Alfried-Krupp-Krankenhaus in Essen-Steele nutzt bei der Diagnose von Prostata-Krebs ein System, von dem es nur zwei in Deutschland gibt.
Er sieht wie aus die Mischung aus einem Zwerg-Roboter aus den Star-Wars-Filmen und einem neuen Produkt von Apple: Passenderweise kommt das „Artemis“-System im Alfried-Krupp-Krankenhaus in Essen-Steele – wie Apple – aus Kalifornien. Und es kann Leben retten. Beim tückischen Prostata-Krebs ermöglicht es den Medizinern in Steele präzisere Diagnosen. Joachim Steffen aus Leithe ist einer der ersten Essener, die von Artemis (Griechisch: Göttin der Jagd) profitiert haben.
Der 66-Jährige machte das, was alle Männer ab 45 Jahren regelmäßig machen sollten: Es ging immer wieder zu Vorsorgeuntersuchungen. Dabei wurde 2008 ein erhöhter PSA-Drüsenwert diagnostiziert, der ein Indikator für einen Krebs ist. Bei Joachim Steffen folgten weitere und intensivere Untersuchungen. Mehrfach wurden ihm Gewebe entnommen. Der vermutete Krebs konnte aber nicht lokalisiert werden. Der PSA-Wert stieg weiter.
Eines von nur zwei Artemis-Systemen in Deutschland
„Wir haben uns dann in Absprache mit Herrn Steffen entschieden, auf ein neues und besonderes Verfahren zu setzen“, erklärt Dr. Stephan Buse, Leiter der Klinik für Urologie und urologische Onkologie sowie stellvertretender ärztlicher Direktor im Alfried-Krupp-Krankenhaus. Mit einer Magnetresonanztomographie, kurz MRT, wurde eine Detailaufnahme der Prostata angefertigt. Dann kam das Artemis-System zum Einsatz.
Das wurde an der Harvard-Universität an der Ostküste der USA entwickelt und an der Stanford-Universität an der Westküste konstruiert und gebaut. Das Alfried-Krupp-Krankenhaus hat als zertifiziertes Prostatazentrum für 350 .000 Euro eines von nur zwei Artemis-Systemen in Deutschland erworben. In ganz Europa sind bislang gerade zehn der roboterähnlichen Geräte im Einsatz. Joachim Steffen hatte ein wenig Glück: Kurz bevor das Diagnose-System bei ihm eingesetzt wurde, hing der neue Krupp-Artemis noch im Zoll fest. „Aber wir konnten es bei uns in Steele dann noch pünktlich aufbauen und einsetzen.“
Plan: Einsatz auch bei anderen Krebs-Untersuchungen
Bei dem besonderen Verfahren bespricht und analysiert eine Facharzt-Runde in einer Befundkonferenz die MRT-Detailaufnahmen des Patienten. Anschließend werden die Bilder in den Artemis eingespeist, der dem Urologen bei der Untersuchung mit lokaler Betäubung „wie ein Navigationsgerät dient“, erklärt Dr. Stephan Buse: „Anhand der Daten wird man als Mediziner beim Patienten ganz genau zu dem Gewebe geführt, das auf den Bildern Auffälligkeiten gezeigt hat. Der Artemis ist dabei ein unglaublich präziser Helfer“, so Buse weiter. Bei Joachim Steffen wurden im Gewebe die vermuteten Krebszellen gefunden. Es folgte eine zweistündige Operation. Nach der Reha ist der 66-Jährige jetzt in der Nachsorge. Sein PSA-Wert ist auf eine unbedenkliche Höhe gesunken.
„Es ist alles gut gelaufen“, sagt Joachim Steffen und sein Arzt und er lächeln zufrieden. Im Alfried-Krupp-Krankenhaus hat man indes weitere Pläne mit dem Artemis. „Wir planen, ihn auch bei anderen Krebs-Untersuchungen einzusetzen. Die Präzision macht viel möglich“, sagt Dr. Stephan Buse.