Essen. Ralf Koenemann zeigt neue Bilder in der Galerie Klose. Statt Gorillas und Elefanten fasziniert den Essener Maler nun die Wucht des Wassers: „Mare“

Kein Schiff wird kommen. Wenn Ralf Koenemann die Wucht des Wassers auf die Leinwand bringt, dann ist das keine beschauliche Sehreise für Nautiker, sondern ein künstlerisches Schauspiel von ganz ursprünglicher Kraft. „Mare“ heißt die neue Schau des Essener Künstlers in der Galerie Klose.

Zuletzt hat Koenemann dicke Nashörner, mächtige Elefanten und grimmige Gorillas auf die Leinwand gebannt. Nun ist das Wasser sein künstlerisches Element. Der Weg von den großen Tieren zur ganz großen Welle erscheint dabei folgerichtig. Der Essener Künstler liebt den schöpferischen Umgang mit den archaischen Kräften der Natur, ihn fasziniert die eruptive Entladung von Energie, das Aufeinandertreffen von Farbe, Wasser und Lösungsmittel, deren Reaktion sich schließlich im tosenden Wellenschlag, im brausenden, pastos aufliegenden Schaum der sich türmenden Wogen zeigt.

Koenemann bei Klose

Die Ausstellung „Mare“ von Ralf Koenemann ist bis zum 4. April in der Galerie Klose, Rüttenscheider Straße 221 zu sehen. Öffnungszeiten: Mo bis Fr 10 bis 18.30 Uhr, Sa 10 bis 15 Uhr.

Koenemann ist gebürtiger Essener. Er ist ein Schüler des Malers Günter Sponheuer und hat bei Prof. Láslo Lakner studiert.

Die Dynamik des Wellengangs hat Koenemann schon lange fasziniert und beschäftigt, nun hat er auch noch intensiv Meeres-Videos studiert und die große Woge im Standbild einfach mal stillgestellt. Und doch sind die Bilder keine akademischen Studien des guten alten Seestücks, sondern wild-wirbelnde Experimente mit Motiv und Material. Dafür wird selbst die Farbe zur unberechenbaren Flüssigkeit, die mit Eimern auf den Bildgrund gegossen, mit dem Besen geschrubbt und dem Gasbrenner in Form getrocknet,selbst zu einer Naturerscheinung wird. Meeresrauschen, geschüttet und geteert.

Jedes Bild liefert Ideen für zwei weitere

Nicht nur tiefblau sind nämlich diese Sehnsuchtswogen, sondern auch gewitterschwarz, als habe ein peitschender Wind durchs Atelier gepustet und all diese wunderbaren und gar nicht akademischen Materialien wie Hammerschlag-Lack, Teer und Betonfarbe durcheinandergewirbelt. „Dark Swell“ ist so ein düsteres Meeresungetüm, in dem sich die Natur immer weiter zurückzieht zugunsten einer kraftvollen Abstraktion. Da wälzen sich die Meereswogen schon wie dickflüssige, glühende Lavaströme über die Leinwand, wild, aber niemals willkürlich. Und mit großem gestischem Pinselschwung landet schließlich auch die „Meduse“ auf der Leinwand, ein gewaltiges Quallengebilde im Meer der Farben.

Jedes Bild, das entstehe, liefere Ideen für zwei weitere, erzählt Koenemann. Die Woge der Meeresbegeisterung dürfte noch eine Weile in seinem Werk anhalten.