Essen. . Von Blockflöten-Musik bis Bushido, von den Vegetariern bis zum IS: Kabarettist Dieter Nuhr gastiert mit weitem Themenfeld in der Grugahalle in Essen.

Dieter Nuhr gehört zu den erfolgreichsten Kabarettisten Deutschlands – aber auch zu den umstrittensten. Mal wird ihm vorgeworfen, die falsche Haltung zu haben, mal dass er gar keine besäße. Mit seinem Programm „Nur Nuhr”, das er am Freitag in der gut gefüllten Grugahalle präsentierte, zeigt er sich als Grundliberaler, der jedem seine Einstellung gönnt, so lange man ihn damit in Ruhe lässt.

Nuhr geht auch auf die aktuellen Ereignisse in Clausnitz und in Bautzen ein, indem er das Pöbelpack scharf angreift. Zwar sei es albern, so zu tun, als würde die Masse an Zuwanderung keine Probleme bringen, betont er, jedoch: „Die Flüchtlinge sind hierhin gekommen, damit sie nicht an jeder Ecke über den Haufen geschossen werden. Genau daran arbeiten jetzt allerdings die Sachsen...”

Blockflöte spielende Kinder, Katholiken und der IS

Einmal wird er auch musikalisch, als er einem seiner Kritiker direkt antwortet: Da der Rapper Bushido ihn in einem Lied mit wenig zitierbaren Worten beschimpft hat, schlägt Nuhr mit einem eigenen Rap zurück und beweist damit, dass auch er die Kunst des Dissens beherrscht.

Ansonsten arbeitet er sich vor allem an Themen ab, die wohl bei eher bürgerlich orientierten Zuschauern für den ein oder anderen befreiten Lacher gut sind: gendergerechte Sprache, Vegetarier, Blockflöte spielende Kinder, Katholiken und der IS. Gerade in der zweiten Hälfte weicht der Wortwitz zunehmend längeren Ausführungen, die stets in dem Appell münden, jedem seine Lebensweise zu lassen ohne zu meinen, Andersdenkende missionieren zu müssen.

Vielleicht ist es diese eintretende Langatmigkeit gegen Ende, die weite Teile des Publikums auf den Rängen dazu veranlasst, bereits während der Zugabe den Saal zu verlassen. Nuhr nimmt’s mit Humor: „Gehen Sie ruhig. Ich mache hier nur weiter, weil ich ganz hinten geparkt habe und sowieso nicht vorher rauskomme.”