Essen. . Die Essener Verkehrsgesellschaft Evag verkauft ihre alten Linienbusse. In Zukunft sollen nur noch neue Busse, nicht älter als fünf Jahre, durch Essen fahren.

  • Busse sind durchschnittlich fast zehn Jahre alt
  • Evag will mit Investitionen langfristig Geld einsparen
  • Die Fahrgäste bekommen komfortable Busse

Die Stadt Essen bekommt eine der jüngsten und modernsten Bus-Flotten der Bundesrepublik. Die Verkehrsgesellschaft Evag geht einen völlig neuen Weg und will ihre alten Linienbusse möglichst schnell abstoßen. Ab 2017 werden jedes Jahr 37 neue Busse gekauft, so dass der Fahrzeugpark bis 2022 komplett erneuert ist. Das Höchstalter aller Evag-Busse wird dann auf fünf Jahre begrenzt. Die Evag sieht darin einen enormen Gewinn für die Fahrgäste, aber auch für die Anwohner.

„Unsere Kunden fahren in bequemen Bussen der jüngsten Generation“, erklärt Unternehmenssprecher Nils Hoffmann. „Und wir haben Motoren mit der aktuellen und am besten entwickelten Abgastechnik im Einsatz. Damit leisten wir unseren Beitrag für die Grüne Hauptstadt Europas 2017 und für die Klimaschutzziele der Stadt Essen.“ Heute fahren alle Busse noch mit Euro-5-Motoren.

Instandsetzung der alten Busse auf Dauer zu teuer

Die Vorbereitungen für die Ausschreibung der ersten Bus-Bestellungen für rund 13 Millionen Euro laufen bereits. Damit wird auch eine Kehrtwende der bisherigen Beschaffungspolitik eingeläutet. Erst im Frühjahr 2014 hatte der Vorstand entschieden, die maximale Laufzeit der 186 Linienbusse von zehn auf 14 Jahre zu erhöhen – auch um Kosten zu sparen. Doch inzwischen setzte sich die Erkenntnis durch, dass die Instandsetzung der alten Busse auf Dauer zu teuer werden würde. Mit einer jungen Bus-Flotte will die Evag nun mittel- und langfristig sogar Geld sparen – und zwar nach ersten Berechnungen zwischen 350 000 und 500 000 Euro im Jahr. Zu diesem Ergebnis kam eine interne Arbeitsgruppe, die sich aus Vertretern des Fahrbetriebes, der Werkstatt und der Einkaufsabteilung zusammensetzte. Ihr Konzept überzeugte nicht nur den Vorstand, sondern auch den Evag-Aufsichtsrat, der grünes Licht gab.

Die Argumente: Erstens kann die Evag bei relativ neuwertigen Bussen nach fünf Jahren noch einen Verkaufswert von rund 45 Prozent erzielen. Abnehmer wären hier private Busunternehmen und der europäische Markt. Zweitens lassen sich die Instandsetzungskosten insgesamt deutlich senken. Denn die steigen ab dem sechsten Betriebsjahr deutlich an, erklärt Jörg Walter, Leiter der Buswerkstatt. Muss ein Motor ausgetauscht werden, sind 18 000 bis 35 000 Euro fällig. Für ein neues Getriebe müssen 7000 bis zu 19 000 Euro gezahlt werden.

Drittens: Die Essener Bus-Werkstatt mit derzeit 65 Mitarbeitern und das Materiallager können sukzessive verkleinert werden. „Wir werden Kapazitäten abbauen“, kündigt Hoffmann an. Und das ohne Kündigungen. Stattdessen sollen frei werdende Stellen in der Werkstatt nicht mehr besetzt werden.

Evag will Durchschnittsalter der Bus-Flotte senken

Möglich wurde der Strategiewechsel durch eine gesetzliche Änderung bei der Finanzierung des ÖPNV. Die Landeszuschüsse für einen neuen Bus wurden früher nur gewährt, wenn das Fahrzeug mindestens zehn Jahre im Einsatz bleibt oder eine Fahrleistung von 600 000 Kilometern erbringt. Inzwischen wurde die Förderung völlig umgestellt. Die Evag erhält jährlich einen Pauschalsatz von 4,8 Millionen Euro für ihre gesamte Flotte, ohne dass daran weitere Bedingungen geknüpft werden. Insofern hat die Evag nun freie Hand beim Ein- und Verkauf. Und die will sie nutzen und das Durchschnittsalter ihrer Bus-Flotte von derzeit 9,8 Jahren auf 2,5 Jahre senken.

Allerdings gilt all dies nur für die Evag selbst, nicht für private Busunternehmen, die im Auftrag der Evag fahren. Dort muss man unter Umständen weiterhin mit alten Fahrzeugen Vorlieb nehmen.