Essen. Baudezernat signalisiert: Genügend Container sind in Aussicht. Rats-„GroKo“ will die Standortliste heute festzurren.

Es ist der erste Schritt heraus aus dem Krisenmodus in der Flüchtlingsfrage: wie weit, wie dauerhaft – das wird sich noch erweisen müssen. Aber immerhin ist es der großen Ratskoalition aus SPD und CDU gelungen, sich auf neue Asyl-Unterkünfte für mehr als 5000 Flüchtlinge zu einigen. Das sind weniger als erforderlich, aber mehr, als mancher angesichts der aufgeheizten Debatte der Politik zuletzt zutraute. Beide Seiten hätten weitreichende Zugeständnisse machen müssen, hieß es gestern. Ob die jeweiligen Ratsfraktionen dies mittragen, soll sich in Sondersitzungen heute Nachmittag zeigen.

Und eine weitere Vorbedingung für eine Flüchtlingspolitik in geordneteren Bahnen ist wohl erfüllt: Wie Baudezernentin Simone Raskob gestern bestätigte, hat eine Ausschreibung für Flüchtlings-Bauten ergeben, dass die erhoffte Kapazität von über 5000 Plätzen am Markt auch verfügbar ist. Details über Aufbau-Fristen, Kosten und Qualitäten mochte Raskob mit Verweis aufs laufende Vergabeverfahren nicht preisgeben, sie sei aber „optimistisch“, dass man zeitnah den Abschied von den sündhaft teuren Zeltdörfern hinbekommt.

Um das Bieterfeld möglichst groß zu halten, hatte die Stadt offen gelassen, ob die Unterkünfte aus Holz, Betonfertigteilen, Stahlmodulen oder Fertigmauern entstehen sollen. Es gab auch keine Festlegung, ob man Miete oder Kauf der Heime bevorzugt.

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Fertige Container gibt es ohnehin nirgends mehr, „der Markt ist leergefegt“, seufzt Raskob. Angeboten haben die Firmen deshalb Produktions-Zeitfenster, in denen die Essener Bauten entstehen sollen. „Alle wissen, dass es schnell gehen muss“, aber vor der für Mitte März geplanten Vergabe muss der Rat am Mittwoch die Standorte und die jeweilige Belegung beschließen. Denn nicht zuletzt von der Größe der Flüchtlings-Quartiere hängt der Preis ab.

50 Prozent der Vergabe entscheiden sich am Bautempo, so hatte es die Stadt festgelegt, mit 30 Prozent fließt der Preis in den Zuschlag ein, 20 Prozent werden der Qualität zugeordnet. Husch-husch, koste es, was es wolle? Nein, beteuert Raskob, es handle sich um gängige Produkte am Markt. Und schließlich sollen verschiedene Lose gebildet werden, um sich nicht mit tausenden Plätzen an nur einen Bieter zu binden.

Alle stehen in den Startlöchern: „Ich bin froh, wenn ich nach der Ratssitzung am Mittwoch über Standorte verfüge, auf denen ich bauen kann“, sagte Raskob gestern. Doch während bis dahin noch Monate vergehen dürften, plagt den Essener Krisenstab zur Flüchtlingskrise ein anderes Problem: Er sucht händeringend, was die Baudezernentin in Aussicht hat: Unterkunfts-Container.

Und muss deshalb, weil alle Kapazitäten erschöpft sind, bis zur Errichtung der Standorte womöglich auf Turnhallen zurückgreifen. Oder, und das wäre der Treppenwitz: auf Zelte.