Essen. Als der 57-Jährige das Juweliergeschäft nach dem Überfall am 28. November verlassen wollte, hielten zwei Jugendliche die Panzerglastür zu. Nun stand der Drogenkranke vor Gericht.
- 57 Jahre alter Engländer hatte Juwelier an Kettwiger Straße mit Spielzeugpistole überfallen
- 15-Jährige hatten Täter festgesetzt. Milde Strafe: Er muss drei Jahre und drei Monate ins Gefängnis
- Aufrichtig klingt seine Entschuldigung, die die beiden Juwelier-Mitarbeiterinnen auch annehmen
Die Gerichtssprache ist deutsch. Dennoch verstand jeder den Angeklagten Vincent K. (57), als er die Fotos aus der Überwachungskamera des Juweliergeschäftes knapp mit „Stupid!“ („Blöd!“) kommentierte. Völlig unmaskiert hatte er in die Linse geguckt. Dass der Raubüberfall des Engländers von der VI. Strafkammer mit vergleichsweise milden drei Jahren und drei Monaten beantwortet wurde, lag aber nicht nur an der schlichten Tatausführung.
Denn davon konnten die Mitarbeiter des Juweliers an der Kettwiger Straße in der City nichts ahnen. Schmuckstücke, Rolex-Uhren lässt er sich am 28. November zeigen. Dann zieht er eine Spielzeugpistole, nimmt zwei Uhren und fordert das Personal zum Öffnen der Eingangstür auf: „Open!“
Filialleiterin flüchtete auf die Straße
Doch die 56 Jahre alte Verkäuferin sieht die Waffe und schreit: „Der hat eine Waffe.“ Sie flüchtet in den Keller, verbarrikadiert sich hinter einer Tür. Er hinterher, will die Tür aufdrücken. Sie öffnet, rennt an ihm vorbei nach oben. Das Spiel wiederholt sich noch.
Die alarmierte Filialleiterin, 62 Jahre alt, ruft die Polizei, rettet sich nach draußen. Vincent K. will ihr folgen, doch da kommen von der Kettwiger Straße zwei Jugendliche und halten die Panzerglastür zu. So muss der Brite warten, bis die Polizei kommt und ihn überwältigt.
Mitarbeiterinnen nehmen Entschuldigung an
„Es war keine Absicht, ich habe es nicht geplant“, beteuerte er am Montag vor Gericht. Mit seinem Onkel sei er nach Düsseldorf gefahren, um sich den Boxkampf Klitschko gegen Fury anzusehen. Ein Hotel hätten sie in Essen gemietet. Er sei durch die Stadt gelaufen, habe die Pistole gekauft, „um sie mit nach England zu nehmen“. Plötzlich sei ihm die Idee zum Raub gekommen.
Krank ist er, nimmt seit 1982 Drogen: Heroin und Kokain. In der Haft erfuhr er, dass zu Hause in Manchester sein Sohn erstochen wurde. Aufrichtig klingt seine Entschuldigung, die die beiden Juwelier-Mitarbeiterinnen auch annehmen. Irgendwann, so sagten sie, hätten sie den Räuber nicht mehr ernst genommen.
Das Urteil nimmt er an. „Thank you“, bedankt er sich. Und Richterin Jutta Wendrich-Rosch verabschiedet ihn weltläufig: „Good bye!“