Essen. . Anders als Duisburg setzt die Stadt Essen im Kampf gegen illegal entsorgten Müll nicht auf hohe Bußgelder. Es fehle das Personal für wirkungsvolle Kontrollen.
- Stadt Duisburg erhöht Strafen für Müllsünder. In Essen plant die Verwaltung nichts dergleichen
- 2015 wurden in Essen nur 750 Bußgeldbescheide ausgestellt
- Essener Stadt setzte stattdessen auf Bewohner, die wilde Müllkippen oder verdreckte Ecken melden. Dann rückt die EBE aus
Ob am Hauptbahnhof, am Baldeneysee oder am Fuße der Schurenbachhalde: Achtlos weggeworfener Müll lässt sich beinahe an jeder Ecke der Stadt finden. In Duisburg hat die Stadtverwaltung die Strafen für Müllsünder jetzt auf bis zu 300 Euro drastisch angehoben, und die Ordnungskräfte wurden längst verstärkt. Die Stadt Essen winkt ab.
Nur 750 Bußgeldbescheide 2015
Hier gilt: Wer eine Zigarette auf den Boden schmeißt und erwischt wird, zahlt 15 Euro. Plastikflaschen im Gebüsch zu entsorgen, kann 30 Euro kosten. Allerdings müssen die Verursacher auf frischer Tat ertappt werden. Richtig teuer wird es hier nur, wenn Spielplätze mit Hundekot verschmutzt werden: 100 Euro berappt man für das „große Köttelknöllchen“, so der städtische Bußgeldkatalog.
Im Vorjahr wurden allerdings gerade mal gut 750 Bußgeldbescheide ausgestellt. „Es ist nicht möglich, dass Mitarbeiter der Stadt Tag und Nacht durch Essen ziehen, nach Müll suchen und Kontrollgänge machen“, sagt Stadtsprecherin Hanna Hettinger. „Und es ist Aufgabe des Verursachers den Müll zu beseitigen und nicht Aufgabe der Stadt.“
Eine Bußgelderhöhung sei in Essen nicht angedacht, da sie aus Sicht der Verwaltung nicht zielführend sei: „Die Verursacher halten sich nicht an die geltende Ordnung, das wird man auch mit erhöhten Bußgeldern nicht ändern“, sagt Hettinger. Die Erfahrung zeige auch, dass Verursacher häufig zahlungsunfähig oder nicht auffindbar seien.
EBE wünscht sich bessere, beleuchtete Container-Standorte
Die Lösungen sehen in Essen daher anders aus als in Duisburg. Hier setzt die Stadt auf ihre Bewohner: Wenn Bürger wilde Müllkippen oder verdreckte Ecken melden, würden die gesäubert. Heißt: Mitarbeiter der Entsorgungsbetriebe (EBE) müssen ausrücken.
„Es wäre wünschenswert, wenn dieser Umstand reduziert würde. Klar, wir verdienen mit Müllbeseitigung unser Geld, aber diese Abholtouren sind verflixt viel Zusatzarbeit“, sagt EBE-Sprecherin Bettina Hellenkamp. „Es wäre daher auch in unserem Sinne, wenn das Stadtbild von vornherein sauberer wäre.“ Zumal die Extra-Touren nichts an den Ursachen änderten.
Hellenkamp: „Ende 2015 haben wir das Problem bei der Stadt thematisiert, wir sind jedoch nicht in der Position, etwas zu fordern.“ Wünschenswert wären etwa bessere Standorte für Container, die gut einsehbar und beleuchtet wären, um dort illegales Müllabladen zu vermeiden. „Da findet man sonst dicke Brocken wie Autoreifen, Farbeimer oder Kühlschränke.“
Genau diese Gegenstände holen freiwillige Helfer Jahr für Jahr bei der städtischen Aktion „Pico-Bello“ aus den Büschen. Jährlich sind es bis zu 14.000 Ehrenamtliche, die tonnenweise Müll einsammeln. Auch das ist ein Ansatz der Stadt im Kampf gegen achtlos weggeworfenen Müll, hier auf bürgerschaftliches Engagement zu setzen. Den Verursacher allerdings trifft auch das nicht. Im März werden also wieder zahlreiche Helfer durch Parks und Straßen ziehen, um den Müll der anderen zu beseitigen.