Ob am Hauptbahnhof, am Baldeneysee oder am Fuße der Schurenbachhalde: Achtlos weggeworfener Müll lässt sich beinahe an jeder Ecke der Stadt finden. In Duisburg hat die Stadtverwaltung die Strafen für Müllsünder jetzt auf bis zu 300 Euro drastisch angehoben, und die Ordnungskräfte wurden längst verstärkt. Die Stadt Essen winkt ab.
Hier gilt: Wer eine Zigarette auf den Boden schmeißt und erwischt wird, zahlt 15 Euro. Plastikflaschen im Gebüsch zu entsorgen, kann 30 Euro kosten. Allerdings müssen die Verursacher auf frischer Tat ertappt werden. Im Vorjahr wurden gerade mal gut 750 Bußgeldbescheide ausgestellt. „Es ist nicht möglich, dass Mitarbeiter der Stadt Tag und Nacht durch Essen ziehen, nach Müll suchen und Kontrollgänge machen“, sagt Hanna Hettinger, eine Sprecherin der Stadt. „Und es ist Aufgabe des Verursachers den Müll zu beseitigen und nicht Aufgabe der Stadt.“
Eine Bußgelderhöhung sei in Essen nicht angedacht, da sie aus Sicht der Verwaltung nicht zielführend sei: „Die Verursacher halten sich nicht an die geltende Ordnung, das wird man auch mit erhöhten Bußgeldern nichts ändern“, sagt Hettinger. Die Erfahrung zeige auch, dass Verursacher häufig zahlungsunfähig oder nicht auffindbar seien, heißt es in einer Stellungnahme der Stadt Essen.
Die Lösungen sehen in Essen daher auch anders als in Duisburg aus. Hier setzt die Stadt auf ihre Einwohner: Wenn Bürger wilde Müllkippen oder verdreckte Ecken melden, würden diese auch gesäubert. Heißt: Die Mitarbeiter der Entsorgungsbetriebe (Ebe) müssen dann ausrücken.
„Es wäre sehr wünschenswert, wenn dieser Umstand reduziert würde. Klar, wir verdienen mit Müllbeseitigung unser Geld, aber diese Abholtouren sind für uns einfach verflixt viel Zusatzarbeit“, sagt EBE-Sprecherin Bettina Hellenkamp. „Es wäre daher auch in unserem Sinne, wenn das Stadtbild von vornherein sauberer wäre.“ Zumal zusätzliche Touren nichts an den Ursachen ändern.
Hellenkamp: „Ende letzten Jahres haben wir das Problem bei der Stadt thematisiert, wir sind allerdings nicht in der Position etwas zu fordern.“ Wünschenswert wären aber beispielsweise bessere Standorte für Container, die gut einsehbar und möglicherweise beleuchtet wären, um dort illegales Müllabladen zu vermeiden. „Da findet man sonst die dicken Brocken wie Farbeimer, Kühlschränke oder auch Autoreifen.“
Genau diese Gegenstände holen freiwillige Helfer Jahr für Jahr bei der städtischen Aktion „Pico-Bello Sauberzauber“ aus den Büschen. Jährlich sind es bis zu 14 000 Ehrenamtliche, die tonnenweise Müll einsammeln. Auch das ist ein Ansatz der Stadt im Kampf gegen achtlos weggeworfenen Müll, hier auf bürgerschaftliches Engagement zu setzen. Den Verursacher allerdings trifft auch das nicht. Im März werden also wieder zahlreiche Helfer durch Parks und Straßen ziehen, um den Müll der anderen zu beseitigen.