Essen. . Die Band Rhôme aus Werden startet durch: Beim ersten Auftritt war David Beckham zu Gast, am Montagabend sind die Musiker im Radio bei 1Live zu hören.
Gepflegter Hipsterbart, nachdenklicher Blick, Röhrenjeans, Multi-Kulti-Hintergrund und ein moderner Sound, der zugleich retrospektiv an die Achtziger erinnert: Die Band Rhôme bringt schon auf den ersten Blick alles mit, was im angesagten Berlin gerade angesagt ist. Auf den zweiten Blick einen die drei Essener Musiker und ihren Kölner Sänger aber auch Eigenschaften, die sich nicht anziehen oder aufdrücken lassen: Bodenständigkeit und Authentizität.
Sie sind auf dem Boden geblieben – trotz der verrückten Zeit, die hinter und wahrscheinlich auch noch vor ihnen liegt: Ihr Song „Paradise“ hat es auf die Best-Of-2015-Platte des renommierten Musikmagazins Rolling Stone geschafft – auf der auch Künstler wie Tom Jones und Faith No More vertreten sind. Ihren ersten Auftritt lieferten Rhôme in der Trust-Bar in Berlin vor Gästen wie David Beckham ab. Und heute Abend sind sie im Radio zu hören – in der 1Live-Sendung Heimatkult.
Viele glückliche Fügungen
Dabei beginnt die Geschichte zunächst wie die vieler Bands: Michael Alexis und Roman Heger wachsen in Werden auf, lernen sich in der Schule kennen. „Wir wollten Rockstars sein“, bringt es Gitarrist Michael auf den Punkt. Irgendwann stößt Alessio Benetazzo zu ihnen – ebenfalls Werdener und dort dank des italienischen Restaurants „Da Omera“ bekannt. Benetazzo bringt einen ausgeprägten Hang zur elektronischen Musik, R’n’B und Hip-Hop mit. „Das hat unserer Musik gefehlt, dadurch haben wir etwas Eigenes kreiert“, sagt Ulmer heute. Über gemeinsame Bekannte lernen sie ihren Sänger Cihan Koray Mavruk kennen. „Er hat zuvor in einer türkischen Band gesungen und hatte Lust auf englische Texte“, erinnert sich Roman Heger. Bei der ersten Probe vor zwei Jahren – damals noch im Goethebunker – funkt es sofort, sagt Alessio Benetazzo: „Wir haben ganz ohne Plan gejammt und es hat sofort gepasst.“
Es soll nicht die einzige glückliche Fügung bleiben. Wenig später begegnet Michael Alexis Ulmer auf einem Festival der heutige Bandmanagerin. „Wir hatten zu dem Zeitpunkt erst zwei Demo-Songs draußen. Die haben sie aber so überzeugt, dass sie uns für einen Auftritt in Berlin gebucht hat“, erinnert sich der Gitarrist, der in einer Düsseldorfer Werbeagentur arbeitet, wenn er keine Musik macht. Drei Monate lang bereitet die Band ihren ersten Bühnenauftritt vor. Für Alessio Benetazzo ist es überhaupt das erste Mal, dass er vor Publikum spielt.
Auftritt in Berlin wird ein Türöffner
„Wir waren alle irre nervös“, erinnert sich der 23-Jährige, „zumal dort nur Fachleute aus der Musik- und Medienlandschaft eingeladen waren.“ Darunter auch David Beckham: „Das Idol unserer Kindheit!“, sagt Roman Heger, der wie die anderen Jungs beim SC Werden/Heidhausen in der C-Kreisliga spielt. Nicht einmal einen Namen hat die Band damals – ärgerlich, da Beckhams Manager sie genau danach fragte: Beckham hatte die junge Band seinen 50 Millionen Fans auf Twitter empfehlen wollen. So oder so wird der Auftritt ein Türöffner: Festivals und Clubkonzerte in München, Stuttgart, Frankfurt und vor allem in Berlin folgen.
Aktuell arbeiten die Musiker an ihrem ersten Album, das im Frühjahr erscheinen soll: In ihrem Proberaum unterhalb der Jonakirche in Heidhausen werden die Lieder in Eigenregie aufgenommen. Eine Umgebung, die sie nicht missen wollen, wie Roman Heger erklärt: „Wir sind oft angesprochen worden, ob wir nicht nach Berlin ziehen möchten. Berlin birgt aber die Gefahr, abzuheben, zu sehr mit der Mode zu gehen und seine Eigenständigkeit aufzugeben. Das würde uns und auch unsere Musik verändern, deswegen bleiben wir hier.“