Essen. Neuntklässler des Altenessener Leibniz-Gymnasium arbeiteten ein halbes Jahr lang an Phantasiehäusern. Die Arbeiten sind in der Alten Synagoge zu sehen

Häuser können ganz anders sein als das, was man so kennt – sie können gläserne Dächer haben oder Kuppeln und runde Fenster. Sie können „Dream House“ heißen oder „Open Mind“.

Was passiert, wenn sich Neuntklässler erstmals dem Begriff Baukunst nähern und sich ausprobieren im Experimentieren? Arbeiten, die von Schülern des Altenessener Leibniz-Gymnasiums erstellt wurden, sind jetzt in der Alten Synagoge zu sehen. Der Architekt Georg Ruhnau hatte das Projekt mit dem Titel „Bauhütte 2.0“ gestartet.

„Jugendliche sollen sensibilisiert werden für die Bauten in unserer Umgebung, der Blick soll geschärft werden“, sagt Kunstlehrerin Maike Blank, die in ihrem Differenzierungs-Kurs dem Thema Baukunst ein halbes Jahr einräumte.

Los ging’s mit einem Vortrag von Ruhnau in der Schule. Ruhnau erklärte, was die Architektur des berühmten Mies van der Rohe ausmacht. Georg Ruhnau ist der Sohn des im Frühjahr 2015 verstorbenen Architekten Werner Ruhnau. Dessen berühmtestes Werk ist das „Musiktheater im Revier“ in Gelsenkirchen.

Kleine Kunstwerke

Genau dahin ging es dann auch mit der ganzen Schülergruppe – das war, bevor Ruhnau Senior starb, und die Schüler kamen in den Genuss einer Führung durchs Haus von genau dem, der es einst bauen ließ. Anschließend bekamen sie Modelle von normalen Häusern in die Hände: „Hier, macht was draus“, sagte Georg Ruhnau den Schülern, „seid kreativ, schafft Kunst! Nicht alles, was Ihr Euch ausdenkt, muss funktionieren.“

Und so entstanden aus den Modellen, die aus Forex-Hartschaum gefertigt waren, kleine Kunstwerke: „So viel Kreativität begegnet Ihnen an der Uni im fünften oder sechsten Semester nicht mehr“, sagt Ruhnau. „Doch viele Arbeiten überzeugten auch als Konzept.“ Die Schüler sollten nicht nur basteln, sondern mussten ihren Entwurf auch erläutern – mit einer Planungsmappe, ganz wie richtige Architekten.

Schülerin Felicia Springer (15) schuf zum Beispiel einen Kubus mit einer Kuppel, die man aufklappen kann. „Seit diesem Kurs habe ich einen ganz anderen Blick auf die Gebäude in meiner Stadt“, sagt sie. „Ich interessiere mich jetzt viel mehr für Architektur als vorher.“

Ob das Projekt mit dem nächsten Jahrgang wiederholt werden kann, ist noch offen. Die Beteiligten, heißt es, arbeiteten daran.