Essen. Erstmals nach 14 Jahren macht die Stadt einen Schulentwicklungsplan. Fazit: Drei Jahre nach dem Aus für die Gesamtschule Süd fehlen stadtweit Plätze.
Die Schulverwaltung schlägt eine Rolle rückwärts bei den städtischen Gesamtschulen vor. Nachdem vor drei Jahren beschlossen wurde, dass die Gesamtschule Süd in Stadtwald keine neuen fünften Jahrgänge mehr aufnehmen darf und somit ihr langfristiges Aus besiegelt wurde, stellt jetzt der neue Schulentwicklungsplan der Verwaltung einen akuten, stadtweiten Mangel an Plätzen an Gesamtschulen fest.
Die Handlungs-Empfehlung der Schulverwaltung lautet deshalb: Es sei „intensiv nach Gebäuden zu suchen für die Neugründung einer vierzügigen Gesamtschule“, heißt es. Der 37-seitige Schulentwicklungsplan, der die Gegenwart sowie die künftige Entwicklung für Grund-, Haupt-, Real-, Gesamtschulen und Gymnasien in Essen skizziert, ist in dieser Woche vorgestellt worden. Es ist der erste seiner Art nach 14 Jahren.
Jahrelange Akzeptanzprobleme
Die Gesamtschule Süd, das ehemalige Stadtwaldgymnasium, war 1988 an der Frankenstraße gegründet worden. Sie litt seit vielen Jahren an Akzeptanzproblemen, erreichte Anmeldezahlen, die weit unter den nötigen Vorgaben lagen. Spätestens 2019 werden die letzten Schüler das Haus verlassen haben. Mit dem Auslaufen der Gesamtschule Süd verfügt die Stadt derzeit nur noch über sieben statt damals acht Gesamtschulen, die Eingangsklassen bilden.
Die Nachfrage ist seit Jahren unverändert unterschiedlich – vier Schulen sind sehr beliebt, die übrigen drei haben regelmäßig zu geringe Anmeldezahlen. Durch Umverteilungen vor dem Schulstart gleicht die Stadt das jährlich neu aus.
Den jetzt akut festgestellten Mangel an Plätzen habe so niemand voraussehen können, erklärten Schuldezernent Peter Renzel und die Schulverwaltungs-Chefin Regine Möllenbeck bei der Vorstellung des Schulentwicklungsplans. „Die Entwicklung war bis vor wenigen Jahren durch einen allgemeinen Rückgang der Schülerzahlen geprägt“, sagte Renzel, „diese Entwicklung, das müssen wir mit allem Nachdruck betonen, wird sich nicht fortsetzen.“
Kaum Kapazitäten für Quereinsteiger
Heißt: Die Schülerzahlen steigen wieder, und sie werden weiter steigen – und das liegt nicht an der großen Zahl von Flüchtlingskindern. Im Jahr 2030, so die aktuelle Prognose, werden 2100 mehr Schüler zwischen sechs und 17 Jahren in der Stadt leben als heute.
Den aktuellen Mangel an Gesamtschul-Plätzen begründet die Verwaltung erstens mit dem sehr schnellen Wegbrechen der Hauptschulen. Vor zehn Jahren gab es noch knapp 5000 Hauptschüler in Essen, heute sind es etwa 1800. Zweitens erfreue sich die Gesamtschule einer neuen Beliebtheit bei Eltern, die die verkürzte Schulzeit an Gymnasien („G8“) kritisch sehen. Fazit: Die Essener Gesamtschulen seien so voll, dass sie in den mittleren Jahrgängen kaum noch Kapazitäten hätten, um Quereinsteiger aufzunehmen.