Essen-Rüttenscheid. . Thomas Kufen wirbt an der Köndgenstraße für mehr Verständnis für die Neubaupläne der Vivawest. Der Bauantrag soll in Kürze gestellt werden.

Oberbürgermeister Thomas Kufen hat in einem Schreiben an die Interessengemeinschaft „Kein Neubau an der Köndgenstraße“ auf die Bedenken der umliegenden Anwohner reagiert.

Die Wohnungsgesellschaft Vivawest will in der Seitenstraße nahe der Messe ab 2017 fünf Neubauten auf rund 4600 Quadratmeter Fläche errichten. Die bestehenden Immobilien werden abgerissen. Diese Ankündigung führt seit September vergangenen Jahres zu breitem Protest der benachbarten Eigentümer und der 16 Mietparteien, die noch in den Häusern leben. In der Folge verfassten die Anwohner einen Brief, der am 9. Dezember im Essener Rathaus einging. Am vergangenen Montag schließlich erhielt Frank Feislachen, Anwohner und Mitbegründer der Interessengemeinschaft, die zweitseitige Antwort von Thomas Kufen. Darin wirbt Kufen für die Berücksichtigung der „berechtigten Interessen der Eigentümerin Vivawest an einer wirtschaftlichen und städtebaulich optimierten Nutzung des Areals“. Darüber hinaus sei das Vorhaben „städtebaulich“ vertretbar. Deswegen seien die notwendigen Befreiungen von Bebauungsplanfestsetzungen bereits erteilt worden. Eine öffentliche Auslegung des Bebauungsplans, bei der jeder seine Bedenken vortragen kann, wird es also nicht geben. Auch die Befürchtung einer Wertminderung, die viele Eigentümer umtreibt, teilt Kufen nicht: Beispiele aus der Vergangenheit hätten gezeigt, dass es im Gegenteil sogar regelmäßig zu einer Wertsteigerung im Umfeld von Neubauvorhaben gekommen sei.

Feislachens erste Reaktion auf das Schreiben fällt nüchtern aus: „Auf die Unterstützung des Oberbürgermeisters können wir wohl nicht zählen.“ Der Anwohner macht aus seiner Enttäuschung keinen Hehl: „Auch wenn die Stadt eine Änderung des Bebauungsplans in diesem Fall nicht offen legen muss, hätte man die Bürger durchaus beteiligen können. Das wäre sauberer gewesen.“ Der Architekt hat grundsätzlich Verständnis dafür, „dass da etwas passieren muss“. Er befürworte städtebauliche Entwicklungen schon von Berufs wegen, frage sich aber gleichwohl, „ob es sofort die Maximallösung sein muss?“ Er wünsche sich viel eher einen Mix aus restaurierten Altbauten und teilweisen Neubauten. Vorerst setze die Interessengemeinschaft weiter auf Symbole: So sollen weitere Unterschriften gegen das Vorhaben gesammelt werden und es bestehe weiterhin die Hoffnung auf ein Gesprächstermin mit Vertretern der Vivawest.

Nur persönliche Gespräche

Das Wohnungsbauunternehmen hält unverändert an seinen Bebauungsplänen fest, wie Sprecher Thomas Wels auf Nachfrage bestätigte. Der Bauantrag soll demnach in Kürze gestellt werden. Man habe nicht die Absicht, das Projekt mit Mietern und Anliegern zu diskutieren bzw. diese darüber abstimmen zu lassen. Auch ein Gruppengespräch, das viele Mieter aus den Vivawest-Wohnungen fordern, lehnt das Unternehmen ab. Nur Einzelgespräche seien zielführend; anders könnten der genaue Bedarf der Mieter nicht ermittelt und entsprechende Wohnungsangebote gemacht werden. Deswegen seien den Mietern wiederholt persönliche Gespräche und Unterstützung angeboten worden. „Einige haben dieses Angebot angenommen und wir sind nun gemeinsam auf der Suche nach geeignetem Ersatzwohnraum – in einem Fall auch bereits erfolgreich, in einem anderen sind wir auf der Zielgeraden“, heißt es in der Antwort. Andere Mieter verweigerten sich einem persönlichen Gespräch „leider ganz“.