Essen. Dem Car-Sharing-Projekt Ruhrauto E bleiben noch knapp zwei Jahre, um finanziell auf eigenen Beinen zu stehen. Neue Angebote sollen mehr Kunden locken.
- 2300 Kunden nutzen das Car-Sharing-Angebot, 550 in Essen.
- Ab Sommer müssen die Elektroautos nicht mehr am Ausleiheort abgegeben werden.
- Ruhrauto E wird noch bis Ende 2017 vom Bund gefördert.
Autoprofessor Ferdinand Dudenhöffer will sein Car-Sharing-Projekt Ruhrauto E mit verbesserten Angeboten weiter anschieben: Ab dem Sommer soll die Ausleihe der Elektroautos flexibler werden. Das kündigte Dudenhöffer am Freitag bei der Vorstellung einer Zwischenbilanz an.
Bislang müssen Nutzer die Elektroautos wieder dort abgeben, wo sie sie angemietet haben. Das gilt als eines der wesentlichen Hemmnisse, die das Fortkommen des Projektes bremsen. „Wir müssen die Einstiegsbarrieren so gering wie möglich gestalten“, betonte Dudenhöffer. Die Macher von Ruhrauto E haben festgestellt: Wer einmal ein Elektrofahrzeug genutzt hat, der steige gern wieder auf Elektro um.
Noch tun das aus Sicht Dudenhöffers zu wenige, wie die Zulassungszahlen von Elektrofahrzeugen zeigen. Vergangenes Jahr wurden bundesweit 13.600 reine Elektrofahrzeuge angemeldet. Das waren gerade mal 0,4 Prozent aller Neuzulassungen.
Förderung läuft Ende 2017 aus
Auch bei Ruhrauto E steigen die Kundenzahlen nur moderat. In Essen nutzen 550 Kunden das Car-Sharing-Angebot. Im Jahr 2015 kamen 40 neue Kunden hinzu. Essen ist damit neben Bochum dennoch die erfolgreichste Stadt in dem Projekt. Ruhrgebietsweit gibt es derzeit 2300 Nutzer. Dudenhöffer hofft, dass ihre Zahl bis zum Auslaufen der Projekt-Förderung Mitte/Ende 2017 noch auf 3000 steigt.
Neben der flexibleren Ausleihe soll es im Frühjahr eine weitere Neuerung geben: Dann können auch Privatleute bei Ruhrauto-E ein Elektroauto für einen ganzen Monat mieten. Bislang nutzen lediglich Firmen dieses Dauer-Abo. Außerdem solle das Anmeldeverfahren für Evag-Kunden, die ein Elektrofahrzeug nutzen wollen, weiter verbessert werden, kündigten Dudenhöffer und Evag an. Auch ist geplant, die Flotte um den BMW 2er Active zu erweitern. Derzeit bietet Ruhrauto E elf Modelle und insgesamt 40 Fahrzeuge an. Dazu zählen u.a. BMW, Nissan, Tesla und Fisker. Die Opel Ampera, mit denen das Projekt Ende 2012 gestartet war, sind mittlerweile weitgehend ausgemustert.
Dudenhöffer: Kaufprämie allein reicht nicht
Ruhrauto-E ist nur mit viel staatlicher Förderung ans Laufen gekommen. Und der Bund gibt nun nochmals von August 2015 bis Ende Juli 2017 1,15 Millionen Euro, mit einer voraussichtlichen Verlängerung bis Ende 2017. Dann spätestens soll Ruhrauto E sich wirtschaftlich tragen, kündigte Dudenhöffer an. Der größte Teil des Geldes fließe derzeit in den Kauf neuer Wagen.
Um das Thema Elektromobilität generell nach vorn zu bringen, reicht nach Auffassung Dudenhöffers eine Prämie beim Kauf nicht aus. „Ohne den Ausbau der Ladeinfrastruktur machen 5000 Euro Prämie keinen Spaß“, sagte er zu entsprechenden Plänen von Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel.
Auch Ruhrauto E stößt bei einem weiterem Wachstum an diese Grenzen. Bislang gibt es in Essen sieben Stationen. Eine Erweiterung jedoch bedeutet in den meisten Fällen, dass dann auch öffentliche Parkplätze umgewidmet werden müssten.