Essen. CDU und SPD fordern, dass die Straße Am Stadthafen öffentlich nutzbar wird. Gleichzeitig schielt die Politik dort auf neue Gewerbeflächen.
Schon länger hat sich die Politik zum Ziel gesetzt, die Anwohner in Vogelheim vom Schwerlastverkehr zu entlasten und gleichzeitig die dort angesiedelten Unternehmen besser ans Straßennetz anzubinden. Bislang ohne Erfolg.
Doch nun nehmen CDU und SPD einen neuen Anlauf. Sie wollen, dass die Straße Am Stadthafen für den öffentlichen Verkehr freigegeben wird. Die Querverbindung zwischen Hafenstraße und dem Gewerbegebiet Econova/Bottroper Straße führt allerdings mitten durch das Hafengelände der Stadtwerke und ist deshalb großteils nur für den Werksverkehr freigegeben. „Es kann aber ja nicht sein, dass auf der Straße nur hin und wieder ein Gabelstapler fahren darf“, sagt Thomas Rotter (SPD), Vorsitzender des städtischen Planungsausschusses.
"Wir wollen wissen, was machbar ist"
SPD und CDU haben gestern die Verwaltung damit beauftragt, eine Öffnung der Straße zu prüfen. Lieferverkehre mit dem Ziel Econova oder Stadthafen könnten dann die Ost-West-Querung nutzen und müssten nicht mehr über die Hafenstraße anrollen, heißt es.
So weit die Theorie. Um die Straße freizugeben, müsste jedoch wohl einiges in die Sicherheitstechnik investiert werden. Denn die Fahrbahn wird von mehreren unbeschrankten Gleisen der Hafenbahn gequert. Das war schon immer der Knackpunkt, warum eine Durchfahrt als nicht realisierbar angesehen wurde. „Wir wollen wissen, was machbar ist“, betonte Rotter.
Die Essener Wirtschaftsförderung kämpft ebenfalls schon länger dafür, dass die Straße zumindest für den öffentlichen Nahverkehr freigegeben wird und der Schnellbus vom Hauptbahnhof nach Bottrop diese Achse nutzen darf. Denn bislang gibt es für die Betriebe im Econova-Gebiet keinen vernünftigen ÖPNV-Anschluss.
Reines Hafengeschäft ist defizitär
Die Begehrlichkeiten der Politik gehen jedoch weit über das rein verkehrliche Problem hinaus. Sie schielt gleichzeitig auch auf neue Gewerbeflächen im Hafengebiet. Das Gelände der Stadtwerke ist mit 1,2 Millionen Quadratmeter so groß wie etwa 170 Fußballfelder. 85 Prozent der Fläche werden als Lagerplatz genutzt, den unterschiedliche Firmen angemietet haben. Da mag mancher Politiker mit Blick auf fehlende Gewerbeflächen in der Stadt sich fragen, ob nicht der eine oder andere Quadratmeter im Hafen besser genutzt werden könnte, als dort nur Scherben oder Erde zu lagern. „Wir brauchen ja dringend neue Gewerbeflächen“, meint auch Rotter. Die Politik will deshalb nun genauer wissen, wie es um die Bedeutung und Auslastung des Stadthafens eigentlich bestellt ist.
Dass der Hafen für die Stadtwerke kein Goldesel ist, ist kein Geheimnis. Immerhin aber schreibt die Hafengesellschaft, die seit 1987 den Stadtwerken gehört, keine Verluste mehr. Dennoch ist der Umschlag seit Jahren rückläufig. Das reine Hafengeschäft ist defizitär. Einnahmen bringen vor allem die Flächenvermietungen. Im Moment ist alles verpachtet.
Doch selbst wenn ein Verkauf unterm Strich mehr abwerfen würde als die Vermietung, kommt man gar nicht so schnell an die Flächen heran. Denn die sind zum Teil bis zu 30 Jahre verpachtet – mit Verlängerungsoption. Eine rasche Lösung für Essens Gewerbeflächennotstand scheint an dieser Stelle also nicht zu finden.