Essen. . Blickpunkt Büromarkt: Bei den Vermietungen erreicht Essen das beste Ergebnis seit 2008. Die Kehrseite der hohen Nachfrage: Moderne Büros werden knapper.

Der Essener Büromarkt hat im vergangenen Jahr deutlich zugelegt. Das Maklerunternehmen BNP Paribas Real Estate und die Essener Wirtschaftsförderungs Gesellschaft (EWG) sprachen sogar vom besten Ergebnis seit 2008.

Nach Berechnungen von BNP wurden 2015 rund 130.000 Quadratmeter Bürofläche vermietet. Die Essener Wirtschaftsförderung kommt sogar auf einen Flächenabsatz von insgesamt 136.400 Quadratmetern. Das bedeutet ein Plus zum Vorjahr um fast 34 Prozent. „Das ist ein sehr gutes Ergebnis, das für die Attraktivität des Wirtschaftsstandortes Essen spricht“, sagte Claudia Peters, Sprecherin der EWG. Beim Flächenumsatz werden alle neu abgeschlossenen Mietverträge addiert. Ein hoher Wert bedeutet eine hohe Dynamik auf dem Büromarkt und zeigt nicht zuletzt, wie gefragt ein Standort ist.

Büroräume in Essen

Die Kehrseite des Wachstums in Essen: Vor allem modern ausgestattete Büros werden knapper. Laut BNP Paribas stehen davon nur noch rund 32.000 Quadratmeter leer. Das sei bundesweit der niedrigste Wert unter den großen Bürostandorten. Unternehmen, die kurzfristig modernen Büroraum suchen, tun sich in Essen also schwerer. „Wir würden uns wünschen, dass mehr Eigentümer in ihre Immobilien investieren“, bestätigte Maklerin Kristina Brockhoff von der Brockhoff & Partner Immobilien GmbH. Die Erfahrung zeige, dass sich dann Bürogebäude leichter vermieten ließen. Der Druck auf Eigentümer ist jedoch gering. Der Leerstand in Essen ist zuletzt weiter auf 4,6 Prozent gesunken und verglichen mit anderen großen Bürostandorten niedrig. In Düsseldorf liegt die Quote bei fast neun Prozent.

Neubauten

Die Spitzenmieten in Essen

Die Spitzenmiete in Essen liegt laut BNP Paribas unverändert bei 14 Euro/m². Sie wird für modern ausgestattete Flächen in den Top-Lagen des Citykerns erzielt. Rüttenscheid/Bredeney bleibt mit 13,50 Euro/m² die zweitteuerste Lage. Allerdings sei hier die Spitzenmiete im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 1,5 % gesunken. Leichte Veränderungen gab es auch in den meisten der übrigen Teilmärkte. Im Südviertel liegt die Höchstmiete bei 12 Euro (-8 %) und auch im übrigen Stadtgebiet (11,50 €/m²; -8 %) sowie im Nordviertel (10,50 €/m², -5 %) wurden Rückgänge verzeichnet.

Leicht gestiegen hingegen ist das Mietniveau in der Weststadt (11 €/m², +2 %), während es im Südostviertel stabil bei ebenfalls 11 €/m² geblieben ist.

Das gute Ergebnis auf dem Büromarkt 2015 ist vor allem auf vier Großabschlüsse zurückzuführen: den Neubau des Funke Media Office im Univiertel (22.500 Quadratmeter) sowie der Brenntag-Zentrale in Rüttenscheid (20.700 Quadratmeter). Des Weiteren wird das IT-Unternehmen Bitmarck seine drei Essener Standorte zusammenlegen und in den dritten Bauabschnitt des Europa-Centers (15.000 Quadratmeter) ziehen. Schließlich verlagert der Energiedienstleister Ista seinen Sitz innerhalb Rüttenscheids in den neuen Silberkuhlsturm an der A 52 auf die ehemalige Festwiese (knapp 12.000 Quadratmeter). Ista und Brenntag werden damit direkte Nachbarn und besetzen die letzen beiden Flächen im Gruga-Carree.

Auch abseits der großen Mietverträge sei 2015 ein ordentliches Jahr gewesen, sagte Kristina Brockhoff. Man habe auch viele kleinere Flächen vermietet, vor allem die Gesundheitswirtschaft, IT-Unternehmen, Call-Center und andere Dienstleistungsbranchen suchten in Essen neue Büros.

Mit Blick auf dieses Jahr sind die Experten etwas verhaltener. „Ein Jahr mit vier großen Abschlüssen ist schon eine Sondersituation. Das hat man nicht jedes Jahr“, sagte Claudia Peters.