Essen. . Ärzte der Uniklinik Essen haben eine kostengünstige und für die Patientinnen angenehmere Methode entdeckt, um künstliche Brüste zu untersuchen. Auch Männer setzen auf Silikon.

Forschung aus und in Essen macht sich nicht nur unmittelbar bezahlt, sie könnte auch mittelfristig ganz neue Wege bei der Untersuchung von Silikonimplantaten ermöglichen. Erst einmal haben Dr. Oliver Hoffmann und Dr. Peter Rusch vom Uniklinikum mit ihrem interdisziplinären Team den mit 20. 000 Euro dotierten Medizinpreis der Stiftung Universitätsmedizin Essen gewonnen. Und bald könnte ihr neues Diagnoseverfahren für undichte Brustimplantate in der Fachwelt viel Aufmerksamkeit bekommen.

Der Skandal um minderwertige Brustimplantate ist noch präsent. Vor fünf Jahren wurde einer französischen Firma nachgewiesen, illegalerweise billiges Industriesilikon statt des extrem robusten Spezialsilikons verwendet zu haben. Bei diesen Implantaten drohte erhöhte Reiß- und Entzündungsgefahr. Auch bei vielen deutschen Frauen wurden die minderwertigen Brustkissen mit aufwendigen Operationen und für einen Millionenbetrag vorsorglich ausgetauscht.

Implantate in Bizeps, Trizeps und Po

Die zwei Essener Ärzte haben nun ein Verfahren entwickelt, mit dem künftig der vorsorgliche Austausch der Implantate umgangen werden könnte. Bislang wurde der Zustand der Brustverstärker mit einer ersten Tastuntersuchung kontrolliert. Dann folgte eine Magnetresonanztomographie (MRT), die genaueren Aufschluss über den Untersuchungsgegenstand gab. „Das ist natürlich immer noch ein kostenintensives Verfahren. Wir haben nach einer schonenderen und günstigeren Alternative gesucht“, beschreibt Dr. Oliver Hoffmann vom Brustzentrum in der Uniklinik den Forschungsansatz. Gemeinsam mit Dr. Peter Rusch aus der Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe erdachte er ein entsprechendes Verfahren: Dabei wird bei einem beschädigten Implantat, als Folge von Materialermüdung oder nach einem schweren Unfall, eine Anreicherung von Silikon im Blut vorausgesetzt. Eine solche Verunreinigung galt es isoliert von anderen Verunreinigungen – durch Haarspray, Cremes oder Deo – nachzuweisen.

Dazu gründeten die Mediziner mit Prof. Oliver J. Schmitz vom Institut für Angewandte Analytische Chemie der Uni Duisburg-Essen sowie dem Institut für Diagnostische und Interventionelle Radiologie und Neuroradiologie der Uniklinik einen interdisziplinären Arbeitskreis und begannen mit den Untersuchungen. Inzwischen gibt es belastbare Daten: Knapp 30 von erst einmal 50 geplanten Messungen bei Probanden finden sich in den Datenbanken der Mediziner und Forscher. In zwei bis drei Jahren, so hoffen Dr. Oliver Hoffmann und Dr. Peter Rusch, könnte der Ansatz eine gewisse Serienreife entwickelt haben. Damit wäre künftig eine schonendere Behandlung und eine deutliche Kostenreduzierung möglich.

Schnell wachsender Markt

Brustimplantate sind ein schnell wachsender Markt. Allein am Uniklinikum gibt es pro Jahr mehrere hundert Eingriffe. Sie werden vor allem in der Schönheits-Chirurgie verwendet, eine Brustvergrößerung kostet etwa 5000 Euro. Implantate werden zudem zur Brusterhaltung oder bei Fehlbildungen eingesetzt.

Silikonelemente erhalten außerdem längst nicht mehr nur Frauen. Auch Männer lassen sich Bizeps und Trizeps aufmotzen. Daneben wird der Po immer häufiger mit künstlicher Unterstützung in Form gebracht. Auch wenn diese Implantate künftig Schäden zeigen, könnten sich, sofern die Untersuchungen am Uniklinikum weiter entsprechende Ergebnisse liefern, erhöhte Silikonaufkommen als Blutspuren nachweisen lassen.