IC rammt Mauerteile auf Gleisen in Essen – Täter gesucht
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Essen/Gelsenkirchen. Intercity mit 80 Passagieren überfährt Mauersteine, die offenbar vorsätzlich auf Gleise gelegt wurden – vier Tage nach einem gefährlichen Eingriff in den Bahnverkehr an selber Stelle in Dellwig. Zug evakuiert. Strecke zwischen Duisburg und Gelsenkirchen stundenlang gesperrt.
Die Bahnreise nach Düsseldorf endete für etwa 80 Bahn-Passagiere jäh bereits in Essen. Dort hatte am Sonntag ein aus Jena kommender Intercity mit etwa 120 km/h Geschwindigkeit Betonteile überfahren, die auf den Gleisen lagen. Der Zug kam in Essen-Dellwig zum Stehen und wurde ausführlich untersucht. Ergebnis: Die Weiterfahrt war nicht möglich. Die Passagiere mussten aussteigen und wurden mit Bussen zum Duisburger Hauptbahnhof gebracht. Feuerwehrkräfte aus Oberhausen unterstützten die Evakuierung des Intercity. Verletzt wurde nach Angaben der Bundespolizei bei der Kollision niemand.
Der Unfall, der sich am Sonntag gegen 18.10 Uhr in Höhe der Ripshorster Brücke ereignete, sorgte noch bis in die späten Abendstunden hinein für Behinderungen im Bahnverkehr. Die Strecke zwischen Essen und Gelsenkirchen blieb bis 21.10 Uhr gesperrt.
Deutsche Bahn: 40 Züge verspätet, 31 umgeleitet, zehn ausgefallen
Der Fernverkehr wurde nach Angaben einer Bahnsprecherin am Sonntagabend über Gelsenkirchen-Bismarck umgeleitet, der Halt am Gelsenkirchener Hauptbahnhof entfiel. Züge der S2 pendelten zwischen Dortmund und Essen-Altenessen. Der RE 11 wurde zwischen Gelsenkirchen und Duisburg umgeleitet.
Am Freitag bilanzierte ein Sprecher der Deutschen Bahn: Die etwa dreistündige Sperrung der Strecke, auf der auch viele Güterzüge unterwegs sind, habe 40 Verspätungen, 31 Umleitungen und zehn Ausfälle zur Folge gehabt. Der Unfallzug sei um 20.10 Uhr geräumt gewesen, die 80 Fahrgäste seien mit Bussen zum Duisburger Hauptbahnhof gebracht worden und hätten von dort aus ihr Ziel Düsseldorf erreichen können.
Triebfahrzeug verliert kurz Schienenkontakt
Zug überfährt Mauersteine
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Der Triebfahrzeugführer des IC 2152 von Jena nach Düsseldorf berichtete, er habe er den Bereich mit einer Geschwindigkeit von 120 km/h befahren, als er über mehrere Gegenstände fuhr und eine Schnellbremsung einleitete. Die überfahrenen Gegenstände seien wegen der hohen Geschwindigkeit des Zuges nach rechts und links wie Geschosse davon geschleudert worden. Das Triebfahrzeug habe, so zitiert die Bundespolizei den Triebfahrzeugführer, mit einem Teil der Radreifen kurzzeitig den Kontakt zu den Schienen verloren. Der Schienenräumer des Triebfahrzeugs wurde durch die Steine erheblich beschädigt.
Die Gefahr einer Entgleisung, so Polizeisprecher Volker Stall, sei jedoch gering gewesen. Gleichwohl könnte solche Eingriffe in den Bahnverkehr unter anderen Umständen Entgleisungen verusachen. Derart ausgelöste Entgleisungen aber hat es in Nordrhein-Westfalen nach Angaben der Deutschen Bahn "in den vergangenen Jahren nicht gegeben".
Tretroller auf den Gleisen in Dellwig vier Tage zuvor
Bundespolizisten ermitteln nun, wie es zu dem Unfall kommen konnte. Offenbar war eine Böschungsstützmauer an der Ripshorster Straße verwittert und teilweise eingestürzt. Unbekannte Tatverdächtige hätten vermutlich größere Mauerteile von der Stützwand vorsätzlich auf die Schienen gelegt, teilt die Bundespolizei am Montagmorgen mit. A, Tatort verläuft parallel zur Bahnstrecke ein bei Spaziergängern beliebter Weg, die Bahntrasse ist nicht eingezäunt.
Die Bundespolizei ermittelt, ob beide Taten im Zusammenhang stehen und leitete erneut ein Ermittlungsverfahren wegen gefährlichen Eingriffs in den Bahnverkehr ein. Sie bittet Zeugen des Vorfalls, sich unter der kostenfreien Servicenummer 0800 6 888 000 der Bundespolizei zu melden. "Wir werden diesen Bereich nun durch Zivilbeamte beobachten lassen", kündigt Bundespolizeisprecher Stall an.
Bis zu zehn Jahre Freiheitsstrafe
Er betont, dass "es kein Dumme-Jungen-Streich ist, Hindernisse in den Gleisbereich zu legen. Überrollte Gegenstände können zu Geschossen werden, die Personen verletzen oder sogar töten können". Solche gefährlichen Eingriffe in den Bahnverkehr, so Stall, können nach Paragraph 315 des Strafgesetzbuches (StGB) mit einer Freiheitsstrafe von sechs Monaten bis zu zehn Jahren bestraft werden.
Auf der Strecke im Essener Nordwesten seien Menschen, die über die Gleise gehen, besonders gefährdet, so Stall: "Wann die zahlreichen Güterzüge fahren, ist nirgends ausgewiesen." (we/dor/pw)
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