Essen. Den Standort Vinckestraße zu sanieren, galt als dritter Streich im Bäderkompromiss. Eine Studie soll klären: Wäre ein Neubau andernorts nicht schlauer?

Der Umbau im Dellwiger Freibad „Hesse“ – abgehakt. Der Neubau auf dem Thurmfeld nördlich der Uni – so gut wie erledigt. Da kann sich die Stadt also nun dem dritten Punkt im einst mühsam ausgehandelten Bäderkompromiss zuwenden, und der sieht vor, das alte Stadtbad an der Borbecker Vinckestraße von Grund auf zu sanieren. Rund 4,7 Millionen Euro waren anno 2011 dafür veranschlagt.

Doch je näher dieser dritte Streich zur Modernisierung der Essener Bäderlandschaft rückt, desto größer die Skepsis, ob wirklich die beste Lösung darin bestehen kann, ein 1962 errichtetes Schuhkarton-Bad in der Borbecker Mitte „nur“ auf Vordermann zu bringen. Denn da die Schwimmhalle im ersten Stock liegt, bekommt man den Umbau ohne Aufzug nicht barrierefrei hin, zweitens droht die Sanierung des alten Stahlbeckens teurer zu werden, als gedacht.

Bad-Neubau an anderer Stelle

Und drittens läge der umfangreiche Schwimmbetrieb für Schüler, Vereine und Öffentlichkeit genauso wie das dort untergebrachte Sport- und Gesundheitszentrum knapp zwei Jahre lang auf dem Trockenen. „Wo sollen wir dann hin mit den Kursteilnehmern? Wohin mit fünf Angestellten?“ fragt Kevin Kerber, ehrenamtlicher Vorsitzender des Badbetreibers Tus 84/10.

Ein Abriss des Komplexes direkt neben dem Borbecker Amtsgericht samt Neubau brächte zumindest für das Problem der langen Zwangspause keine Lösung und könnte zudem an den beengten Verhältnissen auf dem Bad-Grundstück nichts ändern. Aus diesem Grund rückt immer mehr ein Bad-Neubau an anderer Stelle in den Blickpunkt: auf dem Gelände des Sportplatzes an der Germania-, Ecke Jahnstraße, der im Zuge einer so genannten 2:1-Lösung voraussichtlich 2016 weichen soll. 2:1, das klingt nach Siegern und Besiegten – und soll doch die Sportvereine von jeweils zwei Platz-Standorten zu Gewinnern machen, indem einer der beiden Standorte aufgegeben und der andere – in diesem Fall an der Prinzenstraße – mit Kunstrasen, Rundlaufbahn und modernen Umkleiden aufgemöbelt wird.

Ergebnis der Studie im Februar oder März

Ob ein Bad-Neubau an der Germaniastraße am Ende wirklich die wirtschaftlichste Variante darstellt, diese Frage soll eine Machbarkeitsstudie beantworten, die der städtische Sport- und Bäderausschuss jetzt für knapp 77.000 Euro an das Dortmunder Planungsbüro Assmann vergeben hat. Dabei konkurrieren die Varianten einer Generalsanierung sowie eines Abrisses samt Neubau auf dem alten Gelände nicht nur mit einem bloßen Bad-Neubau.

Vielmehr soll das Schwimmbad zusammen mit einem angegliederten Sport- und Gesundheitszentrum Bestandteil eines Pilotprojektes für ein Mehrgenerationen-Quartier sein. Mögliche Mehrkosten, so heißt es, ließen sich durch den Verkauf des alten Bad-Grundstücks im Borbecker Stadtkern auffangen.

Vereinschef Kevin Kerber jedenfalls schwärmt von der Neubau-Idee – und weiß sich dabei einig mit dem Essener Sportbund genauso wie mit dem Vorsitzenden des Sportausschusses, Klaus Diekmann.

Dieser erwartet das Ergebnis der ergebnisoffen angelegten Studie im Februar oder März. Und wenn es dann gelingt, die Kommunalaufsicht zu überzeugen, heißt es in Essen: Doch noch mal ein Bad im Bau.