Essen. . Während die Benzinpreise fallen, müssen Fahrgäste im öffentlichen Nahverkehr ab dem 1. Januar 2016 für ihre Tickets um knapp drei Prozent draufzahlen.

Am 1. Januar steigen die Fahrpreise erneut, diesmal um knapp drei Prozent. Zum Ärger der Essener Kunden, von denen nicht wenige die Verkehrsgesellschaft Evag zum Sündenbock machen. Das Beschwerdemanagement verweist in diesen Fällen an den Verkehrsverbund Rhein Ruhr (VRR). Denn die Preise werden dort im Verwaltungsrat entschieden – von den politischen Vertretern, die auch die klamme Haushaltslage der Kommunen im Blick haben. In Essen liegt der städtische Zuschuss an der Evag bei noch 67 Millionen Euro jährlich. Deshalb braucht die Evag mehr Geld durch Einnahmen.

Doch wer ständig an der Preisschraube dreht, schreckt Kunden ab. In diesem Jahr gaben schon tausende Evag-Kunden ihr Aboticket zurück. Diese Gefahr haben auch die Essener Vertreter im VRR erkannt. So wie in der Vergangenheit können die Preise nicht mehr nach oben klettern. Der Grüne Ernst Potthoff, der stellvertretend im VRR-Tarifausschuss sitzt, warnt: „Die Schmerzgrenze beim Aboticket ist erreicht.“

Die Tarife wurden in den letzten Jahren teils deutlich über der Inflationsrate angehoben, „was für Ärger gesorgt hatte“, weiß auch Wolfgang Weber (SPD), 2. stellvertretender Vorsitzender im VRR-Verwaltungsrat. Zahlte der Kunde in Essen im Januar 2006 noch 54,05 Euro für ein Ticket 2000, so sind jetzt am 1. Januar 2016 schon 80,25 Euro fällig. Das ist ein Preissprung von 26,20 Euro in nur zehn Jahren. Seit den letzten fünf Jahren kletterten die Tarife für das beliebte Ticket 2000 überdurchschnittlich. Am 1. Januar dieses Jahres lag die Teuerungsrate mit 4,58 Prozent sogar am höchsten.

Benzin und Diesel wurden billiger

Da haben es Autofahrer besser: Laut ADAC fiel der Literpreis für Super (E 10) bundesweit von durchschnittlich 1,522 Euro im Jahre 2011 um fast drei Cent auf 1,493 Euro im Jahre 2014. In Essen lag gestern der Preis an 21 Tankstellen sogar nur bei 1,229 Euro.

„Am liebsten würde ich die VRR-Preise nicht erhöhen“, sagt Weber, der auch Evag-Aufsichtsratsvorsitzender ist. „Aber wir stecken im VRR in einem Zwiespalt. weil die Notwendigkeit besteht, das Defizit der Verkehrsunternehmen nicht weiter zu erhöhen. Und in Essen sollen wir sogar noch mehr sparen. Das ist die Quadratur des Kreises.“ Er könne keine Lösung ohne weitere Preisanhebungen anbieten. „Wir müssen einen Mittelweg suchen.“

"Wir geraten in die Zwickmühle"

Das bedeutet für Friedhelm Krause (CDU), Mitglied im VRR-Verwaltungsrat, die Preise „so anzupassen, dass sie noch akzeptiert werden“. Zudem sollten zusätzliche Einnahmen erzielt werden, in dem junge Kunden mit Neuangeboten gelockt werden. Beispiel: Handy-Ticket.

Der Grüne Ernst Potthoff mahnt: „Wir geraten in die Zwickmühle, wenn das ÖPNV-Angebot nicht besser wird, wir aber gleichzeitig die Preise erhöhen.“ Preisverteuerungen von vier oder fünf Prozent dürfe es nicht mehr geben.

Die waren kontraproduktiv, findet Wolfgang Freye von den Essener Linken (die nicht im VRR vertreten sind). „Das machen die zahlreichen Kündigungen von Abos deutlich.“