Essen. . Vogelzählungen in Essen haben Tradition. Über die Kanadagänse gibt es keine verlässliche Prognose. Essener Nabu-Vizevorsitzende schätzt Zahl der Tiere in Essen auf unter 1000, vermutlich sogar weit darunter.

Die Aufregung um die Kanadagänse im Grugapark, die wegen der verkoteten Wiesen Unmut auf sich zogen, hat sich gelegt. Um die 20 Vögel überwintern dort laut Parkverwaltung. Die meisten haben sich verzogen. Da muss der Jäger seine Flinte erst gar nicht auspacken. Jedenfalls vorerst nicht. Ob die Kanadagänse sich in Essen langfristig tatsächlich so breit machen wie befürchtet, steht für den Naturschutzbund Nabu noch längst nicht fest.

„Wir wissen nicht mal, ob der Nachwuchs ausreicht, um den Bestand der Kanadagänse auf Dauer zu stabilisieren“, sagt die Essener Nabu-Vizevorsitzende Elke Brandt. Sie schätzt die Zahl der Tiere in Essen auf unter 1000, vermutlich sogar weit darunter. Also abwarten – und zählen. Das passiert in Essen seit 1950. „Das hat hier große Tradition“, so Brandt.

Einer, der das Federvieh im Blick hat und im Addieren sich als Meister bewährt, ist Volker Meyer, zuständig beim Nabu für die internationalen Wasserzählungen in Essen. Von Oktober bis März sind er und seine vier Mitstreiter einmal im Monat mit dem Fahrrad auf Erkundungstour, um bei Sonnenaufgang am Baldeneysee, in der Heisinger Aue und auf dem Gelände der Wassergewinnungsanlage Überruhr mit bloßem Auge oder mit dem Fernglas die nach mehreren Arten untergliederten Wasservögel zu erfassen. Konzentriert und leise, um ja keine Vögel aufzuschrecken und die Zählung nicht zu erschweren.

Die Stockente ist Essens Wasservogel Nummer ein

StadtgrünDer Essener Volker Meyer kennt sich in der Vogelwelt bestens aus. Das Beobachten und Zählen macht ihn nicht nur Spaß. „Wir brauchen verlässliche Zahlen, um zu sehen, wie sich die Bestände verändern“, betont Meyer. Die seien hier zwar Schwankungen unterworfen, aber keine Art hat der Stadt endgültig den Rücken gekehrt hat. Der See, die Ruhr, die Aue sind beliebte Anflug-Ziele. „Die Wasservögel fühlen sich hier wohl“, weiß auch Elke Brandt. Derzeit sind hier mehr Kanadagänse, übrigens auch Nilgänse, so Elke Brandt. „Die gab es vor 15 Jahren gar nicht“, berichtet Vogelzähler Meyer. Auch die Blessralle macht es sich häuslich. Eher selten bekommt man einen Zwergsäger zu sehen. Den Rothalstaucher hat er nur einmal erspäht.

An oberster Stelle steht die Stockente – der am häufigsten in Essen vorkommende Wasservogel. Übrigens: Ob die Zahl der Kanadagänse hier- zu oder abnimmt, hängt auch davon ab, ob sich die Eltern mit ihrem Nachwuchs auf die lange Reise machen, um ihnen die Route zu zeigen. Denn von allein findet eine junge Kanadagans nicht den Weg nach Essen. Sie würde sich verfliegen.