Essen. Die Leitung des Grugaparks weiß sich der wachsenden Gänseplage nicht mehr anders zu erwehren als durch eine Jagd. Verkotung ist weit fortgeschritten.

Die Grugapark-Leitung will der ausgeuferten Population von Kanadagänsen nun doch mit dem Mittel der Jagd zu Leibe rücken. Das bestätigte Eckhard Spengler, Sprecher von Grün & Gruga, auf Anfrage der WAZ. In den kommenden Wochen würden die entsprechenden Aufträge an die Jäger erteilt, die dann damit beginnen werden, einzelne Tiere zu schießen.

Der Grugapark scheute vor diesem Schritt lange zurück, weil Tierschützer im Allgemeinen allergisch auf Jagd reagieren. Zudem ist der Grugapark ein „befriedeter Bezirk“, in dem Jagd-Aktivitäten nur unter strengen Voraussetzungen erlaubt sind. Nach einem Treffen mit Naturschutzexperten der Biologischen Station Ruhr stellten sich „sanftere“ Methoden aber als nicht praktikabel oder allenfalls als ergänzend machbar heraus. Die Erlaubnis der Unteren Jagdbehörde für das Schießen im Park liegt laut Gruga-Verwaltung vor.

Sämtliche Wiesen sind stark verkotet

Die sich immer weiter vergrößernden Herden von Kanadagänsen haben mittlerweile so gravierende Nebeneffekte, dass sie dem Park ernsthaften Schaden zufügen, der, wenn überhaupt, nur mit hohem Aufwand wieder zu beseitigen ist. So sind mittlerweile sämtliche Wiesen stark verkotet und auch die Teiche durch die Hinterlassenschaften der Tiere verschmutzt. „Allein auf der großen Tummelwiese haben wir bis zu 50 ausgewachsene Tiere gezählt“, so Spengler.

Die Kanadagans habe im Park keine natürlichen Feinde und sei auch ökologisch schädlich, weil sie als artfremder Einwanderer heimische Tierarten verdränge. Als Treiber für das Wachstum der Herden gelten auch einzelne Besucher, die die Tiere mit Brotresten füttern und ihre Nahrungsgrundlage so noch verbreitern. Auch in anderen Essener Parks, etwa im Univiertel (wir berichteten) und entlang der Ruhr gibt es teils massive Klagen wegen des Verschmutzungspotenzials der Kanadagänse.

Eine rasche Dezimierung des Bestandes sei durch die üblichen Jagdmethoden mit Einzelschüssen allerdings nicht zu erwarten. „Wenn sie zwei Tiere schießen, fliegen die anderen natürlich erst einmal weg“, so Spengler. Die Jäger müssten also wohl häufiger zur Tat schreiten, was Zeit koste, da für die Jagd schon aus Sicherheitsgründen nur jeweils ein kleines Zeitfenster frühmorgens zur Verfügung stehe. Da die Tiere durchaus intelligent seien, hofft die Grugapark-Leitung, dass die Herden dem Park weitgehend fern blieben, wenn die Jagd auf sie begonnen hat.

Auch Jagd mit Schrot wäre möglich

Diese Möglichkeit sieht auch Hans-Bernhard Mann, der Vorsitzende der Kreisjägerschaft Essen, den die Gruga mit der Jagd beauftragen will. „Es geht zunächst einmal um Vergrämung, zur Verdrängung der Tiere.“ Mann hält allerdings auch die Jagd mit Schrotmunition für möglich. Diese hätte den Vorteil, dass die Population schneller auf ein erträgliches Maß herabgesetzt werden könne als mit Einzelpatronen. „Sicherheitsprobleme wegen der intensiven Nutzung des Parks durch Spaziergänger und Jogger halte ich für ausgeschlossen“, erklärte Mann. „Wir werden mit der Leitung des Grugaparks genau abstimmen, wann wir an welcher Stelle tätig werden.“

Vor Ende Oktober ist laut Spengler nicht mit dem Beginn der Bejagung zu rechnen.