Essen. . Trinkerszene: „Kaufhof“-Eigentümer glauben nicht an Erfolg der Verdrängungspläne. Stadt will Koerfer’sche Verwaltungsgesellschaft wieder ins Boot holen.

Ist die Verbesserung der Lage am Willy-Brandt-Platz schon gescheitert, bevor sie richtig beginnt? Die Weigerung der Eigentümer der „Kaufhof“-Immobilie, ihren als Open-Air-Klo der Trinkerszene missbrauchten Notausgang vor dem Handelshof baulich umzugestalten, wirft die Pläne der Stadt erst einmal zurück. „Ich glaube aber, das ist nicht das letzte Wort“, sagt Ordnungsdezernent Christian Kromberg, der auf ein Gespräch mit der Koerfer’schen Verwaltungsgesellschaft verweist, das demnächst geführt werde.

Deren Geschäftsführer Bodo Schmidt hatte sich gegenüber dieser Zeitung zum einen nicht erfreut gezeigt über die geplante Verlagerung der Szene Richtung Gildehof-Center, das Koerfer ebenfalls gehört. Zum anderen belege das vom damaligen OB Paß angekündigte, doch vom Rat abgeblockte Alkoholverbot, dass es die Stadt an Konsequenz vermissen lasse. Warum solle man da investieren?

Es fehlt an Personal

Kromberg sieht in dieser Argumentation Widersprüche. Das Alkoholverbot hätte den Drang Richtung Gildehof eher noch verstärkt, da dies für die Szene der natürlich Ausweichort sei. Flächendeckend lasse sich das Trinken in der Öffentlichkeit aber auf keinen Fall verbieten. Koerfer und auch der Einzelhandelsverband hätten falsche Vorstellungen von den rechtlichen Möglichkeiten der Stadt. „Der Genuss von Alkohol im öffentlichen Raum ist im Grundsatz nun mal erlaubt, wir kriegen die Innenstadt nicht frei davon“, sagt Kromberg.

Was fehle, seien allerdings die personellen Ressourcen, um der Szene den Aufenthalt so unangenehm wie möglich zu machen. „Es ist ein Unterschied, ob Sie alle 20 Minuten eine Doppelstreife schicken können, die bei Fehlverhalten eingreift oder ob sie zweimal pro Tag vorbeischauen.“ Es gebe zwar keine Großstadt ohne Trinkerszene, aber es gebe sehr wohl Städte, die mehr Druck aufbauen, weil sie mehr Sicherheitspersonal vorhalten könnten. „Ich habe mir das vor kurzem in Stuttgart angesehen, da funktioniert es.“ Kromberg hofft, dass auch in Essen bald mehr möglich ist.

Eine Sorge kann Kromberg der Koerfer-Verwaltung nicht nehmen: Er halte es zwar nicht für wahrscheinlich, könne aber nicht ausschließen, dass die Szene künftig am Gildehof in größerer Zahl auflaufe.