Essen. . Vor zehn Jahren gründete sich die Ehrenamt-Agentur, die nun eine Zweigstelle in der Essener Nordcity öffnet. Neu sind spontane Helfer-Gruppen.

Als sie 2004 ihre Tore öffneten, starteten sie als Projekt für freiwillige Helfer. Bereits ein Jahr später gründete sich die Ehrenamt-Agentur als Verein, der nun sein zehnjähriges Bestehen feiert. 16 Hauptamtliche zählen dazu, von der studentischen Hilfskraft bis zur älteren Dame mit 450-Euro-Job – und als Leiterin und Gründerin Janina Krüger (51), die sich unermüdlich für das Ehrenamt in Essen einsetzt und die Agentur ausbaut.

Eine Anlaufstelle fürs Ehrenamt im Essener Norden

Jetzt werden sie ab Januar eine Zweigstelle an der Viehhofer Straße eröffnen, um neben den Bredeneyer Räumen eine Anlaufstelle für den Essener Norden anzubieten. Die Mitarbeiter werden weiterhin in die Viertel ausrücken, um nun den passgenauen Bedarf für die Stadtteile zu erkunden. Neu ist, dass sie Helfer nicht nur für Vereine oder Einrichtungen suchen, sondern gezielt für einen Menschen wie beim Besuchsdienst für die fidele Dame. Zudem wird sich die Agentur weiter auf Veränderungen im Ehreamt einstellen, unterstützt bereits Gruppen wie „Essen packt an“, die spontan entstehen und sich im Internet tummeln.

Bei allen Neuerungen, „Ehrenamt braucht professionelle Strukturen“, sagt Janina Krüger. Es müsse begleitet und organisiert werden, Beratung, Austausch gehören dazu wie Wertschätzung und die Nöte der Freiwilligen ernst zu nehmen. Für all das ist die Agentur ins Leben gerufen worden: per Ratsbeschluss, weil die Politik diese Servicestelle wollte, sagt die Gründerin. Schon damals stand fest, dass es kein Geld von der Stadt geben werde. Der Verein finanziert sich über Mitgliedsbeiträge, Spenden, Sponsoren und Projektmittel.

500 Angebote in 300 Einrichtungen

Angefangen hat die Agentur mit 60 Angeboten. Heute gehören 140 Mitglieder, Organisationen, Verbände, Kirchen, Caritas oder der Sozialdienst Katholischer Frauen ihr an. Insgesamt gibt es im Stadtgebiet 500 Angebote und 300 Einrichtungen, die regelmäßig Helfer suchen. „Den größten Bereich stellt der Sport dar, gefolgt vom Sozialen“, sagt Janina Krüger. Möglich ist alles: Kultur, Bildung, Integration, Natur- und Tierschutz; Einsätze mit Kindern, Senioren, kranken wie behinderten Menschen. Die Ehrenamtlichen sind oft zwischen 40 und 60 Jahre alt. Etwa ein Drittel der Bürger setzt sich lang- oder kurzfristig ehrenamtlich ein, nennt die 51-Jährige eine Schätzung. Was in Essen anders ist als in Städten wie Mülheim etwa: „Das Ehrenamt ist überwiegend weiblich.“ Und es ist wird zunehmend jünger, denn die Agentur-Mitarbeiter sind Partner von rund 40 Schulen, erreichen viele Jugendliche.

Mit den Flüchtlingen wuchs die Zusammenarbeit mit den runden Tischen in den Stadtteilen. In der Ehrenamt-Agentur selbst klingelt das Telefon bis zu 20 Mal täglich, weil Menschen Flüchtlingen helfen wollen. Eine Konkurrenz zu anderen Ehrenämtern sei das mitnichten, sagt Agentur-Sprecher Hendrik Rathmann (26). Das Ehreamt profitiere sogar von dieser Hilfsbereitschaft, denn es kommen Menschen auf Ideen, die sonst mit dem Thema nichts am Hut hatten – „bestenfalls bleiben sie kleben.“ Tausende Essener hat die Agentur in zehn Jahren bereits gewonnen: „Hier ist noch keiner ohne Ehrenamt wieder herausgegangen.“

Ehrenamt-Agentur, Bredeneyer Str. 6b, 83 91 490, Info und Online-Börse auf: www.ehrenamtessen.de