Essen. . Beim Deutschen Roten Kreuz scheint nach den vielen Chef-Wechseln Ruhe eingekehrt zu sein. Doch der Kreisverband steckt weiter tief in den Miesen.

Seit genau neun Monaten führt Frank Dohna als Vorstandsvorsitzender das Deutsche Rote Kreuz in Essen. Er ist der fünfte DRK-Chef in fünf Jahren. Doch mit Dohna, 55, scheint ein neues Miteinander in den Kreisverband mit seinen 680 hauptamtlichen Mitarbeitern und 630 Ehrenamtlern eingezogen zu sein. „Ich bin jedenfalls nicht auf Krawallsuche. Ich pflege einen anderen Führungsstil“, sagt Dohna ohne dabei den Namen seines Vorgängers Alfred Scherer zu erwähnen. Scherer war als Geschäftsführer im Sommer vergangenen Jahres nach großen Unstimmigkeiten geschasst worden. Nicht nur das Verhältnis zwischen ihm und der Vereinsspitze galt als belastet, auch das zu den Mitarbeitern.

Die Betriebsratsvorsitzende Michaela Gonska bestätigt, dass sich das Klima nach Scherers Weggang und nun mit Dohna deutlich gebessert hat. Es sei eine andere Kommunikationskultur eingezogen, sagt sie. Dennoch werde auch Dohna Entscheidungen treffen müssen, „mit denen nicht jeder Mitarbeiter glücklich sein wird“, ahnt Michaela Gonska. In ihren Worten schwingt vor allem die Sorge um einen Arbeitsplatzabbau mit, auch wenn die Vereinsführung auf der jüngsten Kreisversammlung mehrfach versichert hatte, dass kein Mitarbeiter seinen Arbeitsplatz verlieren soll.

DRK will 2017 wieder Gewinne schreiben

Der Kreisverband und mithin Dohna stehen dennoch unverändert vor schwierigen Aufgaben. Das DRK Essen wird in diesem und wohl auch im nächsten Jahr weiterhin rote Zahlen schreiben. Es wäre das vierte Verlustjahr in Folge. „Wir leben von der Substanz und verbrauchen unsere Reserven“, mahnt Schatzmeister Klaus Müller-Starmann. Allein dieses Jahr dürfte unterm Strich ein Minus von fast einer halben Million Euro stehen, deutlich mehr als geplant. Die lange Kündigungsfrist und die Abfindung für Scherer haben den Verein zusätzliches Geld gekostet. Schließlich stand Scherer noch bis vor einem Monat – also 15 Monate nach seiner Kündigung – auf der Gehaltsliste. „Die Trennung hat uns finanziell erheblich belastet, bis in dieses Jahr hinein“, so Müller-Starmann.

Die Vorstände Frank Dohna (links) und Matthuas Bürvenich.
Die Vorstände Frank Dohna (links) und Matthuas Bürvenich. © FUNKE Foto Services

2017 will das DRK wieder Gewinne schreiben. Dann soll sich die Strategie des neuen hauptamtlichen Vorstandes unter Dohna hoffentlich auszahlen. Bereits in seinen ersten neun Monaten habe er sich „alles angeschaut, wo wir Geld verlieren“. So gab das DRK seinen Behinderten-Fahrdienst auf und zog sich aus dem Allbau-Projekt Cranachhöfe in Holsterhausen zurück, wo das DRK betreutes Wohnen anbieten wollte. Vor allem aber wird es künftig um mehr Effizienz in der Pflege und den Heimen gehen müssen. Mit der Pflege verdient das DRK zwar Geld, aber es reicht nicht aus, alle anderen defizitären Bereiche auszugleichen.

Mehr Effizienz in den Heimen

Erste Schritte hat Dohna eingeleitet. Teure Leiharbeitskräfte seien in den Heimen in Rüttenscheid und Freisenbruch durch Teilzeitkräfte ersetzt worden. Das bringe auch mehr Flexibilität in den Dienstplänen. Doch nicht nur ums Sparen gehe es. „Wir müssen uns breiter aufstellen“, meint Dohna. Aktuell bemüht sich das DRK u.a. um den Betrieb zweier neuer Kitas.

Nach allen Querelen und aller Probleme, die noch gelöst werden müssen, zieht Dohna ein zufriedenes Fazit seiner noch kurzen Amtszeit: „Wir waren durch die vielen Wechsel an der Spitze auch außerhalb nicht mehr gut angesehen. Das hat sich gebessert.“