Essen-Stadtmitte. . Hals über Kopf wurde Musikern aus Brandschutzgründen ihr Refugium im Parkhaus Maxstraße gekündigt. Alternativen gibt es viel zu wenige, beklagen sie.
Der Proberaum war ideal, ein Traum für jeden Musiker: Gelegen im Parkhaus Maxstraße, zentral in der Innenstadt gelegen, weit und breit keine Nachbarn, die sich über lautstarkes Schlagzeug- oder Saxofonspiel hätten beschweren können. Auch der WDR berichtete schon über den wohl skurrilsten Proberaum der Stadt, der nun Geschichte ist.
Fünf Jahre lang nutzten die beiden Profi-Musiker Jonas Röser und Dominic Brosowski – beide Absolventen der Folkwang-Hochschule – den Raum. Bis am 18. November die fristlose Kündigung ins Haus flatterte. Die Stadt Essen sieht die Brandschutzbestimmungen nicht erfüllt, der Vermieter – der den Proberaum auch als solchen angeboten hatte – forderte die Musiker zur sofortigen Räumung.
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Jonas Röser ist immer noch außer sich: „Auf meine Nachfrage bei der Stadt, ob man uns alternative Räume zur Verfügung stellen könnte, bis wir etwas anderes gefunden haben, wurde ich brüsk abgefertigt. Ich müsse mich als Freiberufler eben selbst kümmern, war die lapidare Antwort – und das von einer Stadt, die sich noch vor fünf Jahren mit dem Titel Kulturhauptstadt geschmückt hat.“ Es wundere ihn, dass das Thema Brandschutz erst jetzt aufgetaucht ist. Das Problem sei kein Einzelfall, generell herrsche in Essen akuter Proberaum-Notstand. „Viele belächeln das und denken dann an volle Aschenbecher und zauselige Typen, die zum Spaß ein bisschen Musik machen – dabei leben wir davon, das ist unser Beruf“, sagt Röser. Viele seiner ehemaligen Studienkollegen seien längst nach Köln oder Berlin abgewandert. Selbst benachbarte Ruhrgebietsstädte machten vor, wie es gehen kann: Das Kulturbüro Gelsenkirchen etwa hat auf der Zeche Consol ein Musikprobe-Zentrum aufgebaut, in dem mittlerweile 50 Bands beheimatet sind.
Raum ohne baurechtliche Genehmigung installiert
„Flächen und Industriebrachen für ähnliche Projekte gibt es auch in Essen – leider scheitert es immer wieder an zu hohen Auflagen oder wird mit Verweis auf die hohen Kosten direkt abgesagt. Dabei würden wir natürlich Miete zahlen, es braucht aber überhaupt erstmal adäquate Möglichkeiten“, sagt Jonas Röser. Für die wenigen guten Räume gebe es mitunter Wartelisten von anderthalb Jahren. Röser bedauert die Entwicklung: „Schließlich hat Essen nicht zuletzt durch die Folkwang-Hochschule zahlreiche Talente zu bieten, bei denen es sich lohnen würde, sie in der Stadt zu halten.“
Für die Stadt war die Kündigung des Proberaums das Resultat einer „wiederkehrenden Prüfung“. Die sei für Großgaragen wie an der Maxstraße vorgeschrieben und zuletzt 2009 erfolgt. Da habe es den Proberaum noch nicht gegeben. Mit der Feuerwehr habe das Bauamt im Oktober 2015 festgestellt, dass der Raum ohne eine baurechtlichen Genehmigung installiert wurde, heißt es bei der Stadt. „Es besteht aber die Möglichkeit, einen Nutzungsänderungsantrag zu stellen und die Brandschutzprobleme zu beseitigen“, sagte Stadtsprecher Stefan Schulze.
Bedarf gibt es genug
Für Jonas Röser ist das keine Option, der Vermieter habe daran vermutlich auch kein Interesse. Vielmehr sucht er nun selbst nach weiteren Mitstreitern, die mit ihm gemeinsam Räume oder eine Immobilie zum Proben anmieten möchten. Röser: „Bedarf gibt es genug“, da bin ich mir sicher.“
Wer Interesse an einer Kooperation hat, schickt eine E-Mail an jonas.roeser@gmail.com oder klickt auf Rösers Homepage.