Essen-Rellinghausen. . Die Brentwood Skifflers waren in den 1960er Jahren in Rellinghausen für ihre wilden Feten bekannt. Seit 2008 machen sie wieder gemeinsam Musik.

Musik kann vieles: zu Tränen rühren, große Gefühle auslösen, Erinnerungen wach rufen. Im Fall der Brentwood Skifflers ist sie sogar in der Lage, längst aus den Augen verlorene Jugendfreundschaften nach 45 Jahren wiederzubeleben.

Am 4. Dezember 1960 stand die Truppe zum ersten Mal in der Gaststätte Uhlenkrug vor Publikum auf der Bühne. Dass sie heute noch kein bisschen müde geworden sind, Waschbrett, Banjo, Gitarre und einer zum Bass umfunktionierten Teekiste die typischen Skiffle-Töne zu entlocken, beweist das Quintett bei Auftritten im gesamten Ruhrgebiet regelmäßig, zuletzt im Forsthaus Rellinghausen.

„Skiffle stammt ursprünglich aus den Südstaaten und gilt als Unterart des Traditional Jazz mit Folk- und Blueselementen. Die Musik ist schnell erlernt und macht dadurch unglaublich viel Spaß“, erklärt Gerd Maikämper die zeitweise fast in Vergessenheit geratene Musikrichtung. Mit dem britischen Musiker Lonnie Donegan schwappt die Skiffle-Welle in den 1960er Jahren nach Deutschland – und reißt die pubertierenden Jungs aus Rellinghausen einfach mit. „Ich wohnte damals an der Frankenstraße und sah Holger, der mit einer Gitarre unterm Arm Richtung Pfarrhaus lief. Da habe ich aus Neugier mal geguckt, was die machen“, erinnert sich Maikämper. Wenig später gründen die Jungs ihre Band. Im Kartoffel- und Kohlenkeller des alten Bahnhofs Rellinghausen finden sie einen Proberaum – und sollen wenig später für ihre Feten dort legendär werden. „Damals sahen viele Eltern die Sittlichkeit den Bach runter gehen, die Zeiten waren ja sehr viel strenger als heute“, erinnert sich Holger Hentrich mit einem verschmitzten Lächeln. 49 Pfennig Eintritt kosten die Partys der „Old Station Ghosts“, wie die Band zunächst heißt. Zu Ehren eines Kumpels, der nach Brentwood, einen Vorort von New York, auswandert, benennen sich die jungen Musiker schließlich um. Im Steeler Stadtgarten nehmen sie an einem Skiffle-Wettbewerb um das „Silberne Waschbrett“ teil. Zahlreiche Bands des Genres sind damals in Essen und dem gesamten Ruhrgebiet aktiv. Um 1963 herum aber müssen die Jungs ihre Instrumente einmotten und sich anderen Verpflichtungen stellen: Bundeswehr, Arbeit, Familie. Die wilden Brentwood Skifflers verlieren sich aus den Augen. Ganze 45 Jahre lang.

„Unser ehemaliger Gitarrist Günni, der mittlerweile in Hamburg lebt, gab den Ausschlag. Er war auf Heimatbesuch und fragte mich, ob wir nicht mal wieder Musik machen sollen“, erinnert sich Gerd Maikämper. Der trommelt daraufhin auch die anderen Jungs von früher zusammen, die mittlerweile in Rüttenscheid, Heisingen und Mülheim leben. „Der Spaß am Spielen war sofort wieder da, 2008 sind wir das erste Mal wieder gemeinsam aufgetreten“, sagt Holger Hentrich. Mittlerweile treten die Brentwood Skifflers bei Festivals auf, spielen auf kleinen und großen Festen in Essen und der gesamten Umgebung. „Die erhoffte Weltkarriere ist noch nicht abgeschrieben“, sagen die Musiker mit einem Augenzwinkern. Viel wichtiger sei aber, dass man sich wiedergefunden habe.