Essen. Bei der Stadt Essen folgt nach dem massiven Stellenabbau jetzt im Zuge der Flüchtlingskrise die Kehrtwende. Und der Personaldezernent hat ein Problem: „Der Markt ist leergefegt.“

Fünf Jahre lang stand der Personalabbau im Mittelpunkt städtischer Spar-Überlegungen, und wenn es am Ende auch nicht 1000 Stellen sein mussten, wie der vom Viererbündnis einst gefasste „1000-Stellen-Beschluss“ zunächst nahelegte – auch 690 Vollzeit-Jobs abzubauen, das war „Knochenarbeit“, wie Christian Kromberg einräumt.

Umso kurioser, dass der städtische Personaldezernent seit einigen Wochen die Devise ausgeben muss: Kommando zurück. Denn die Flüchtlingskrise hat sich in einigen Bereichen als regelrechter Job-Motor erwiesen, 65 Mitarbeiter werden in diesen Wochen neu eingestellt, um die große Zahl der Neuankömmlinge unterzubringen, zu erfassen oder zu betreuen – Architekten wie Sozialarbeiter, Bürokräfte und Verwaltungskräfte wie auch Notärzte.

"Riesige Probleme, geeignetes Personal zu finden“

Doch die Suche erweist sich als schwieriger als gedacht: „Wir haben riesige Probleme, geeignetes Personal zu finden“, bekennt Kromberg, Personalchef für gut 9000 städtische Mitarbeiter und zugleich Chef des Krisenstabs zum Thema Flüchtlinge: Auf einigen Feldern sei „der Markt schlicht leer gefegt“. Denn Flüchtlingskrise ist schließlich überall.

FlüchtlingeNicht zuletzt dank einer vorgeschalteten hausinternen Suche wird man die 65 Stellen am Ende wohl besetzen können, glaubt Kromberg, „aber das ist ja noch nicht das Ende der Fahnenstange“. Hält die Zuwanderung weiter an, könnten weitere Einstellungen nötig werden.

Längst ist die Stadt dazu übergegangen, auch ungewöhnliche Wege zur Rekrutierung zu nutzen, lockt etwa Studienabbrecher mit einer Qualifikation zum Verwaltungsfachwirt fürs Job-Center, denn dort wird der weitaus überwiegende Teil der anerkannten Asylbewerber erst einmal landen. Es handelt sich um unbefristete Jobs, für die besondere Fremdsprachenkenntnisse nicht einmal erforderlich sind. „Wir schreiben das nicht aus“, sagt Kromberg, doch wer neben Englisch auch Arabisch oder Französisch kann, „der hat in seiner Bewerbung mit Sicherheit ein Plus“.

Rückstau von 8000 zurückgestellten Meldeverfahren

Vieles in der Personalwirtschaft läuft derzeit noch im provisorischen Modus, es wird samstags gearbeitet und auch schon mal jobfern ausgeholfen, damit der Andrang bewältigt werden kann. Kein Dauerzustand, weiß Kromberg und ist deshalb froh, dass der Rückstau von 8000 zurückgestellten Meldeverfahren nach jetzigem Stand bis zum Jahresende abgearbeitet ist. Das bedeutet, dass das aus den Bürgerämtern mit Tandem-Öffnung abgezogene Personal Anfang des Jahres dort wieder die Türen öffnet.

Nur wie die Mehrkosten fürs neue Personal kompensiert werden sollen, ist offenbar noch unklar: im Schnitt 46 000 Euro pro Kopf, das macht fast drei Millionen bei 65 Leuten. Es wird wohl auf Personalabbau herauslaufen. Irgendwann.